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Berlin: Sicherheitsstufe 1: Powells Kolonne bremst Berlin aus Staus in der City. Nach Fund einer verdächtigen Tasche wurde Hotellobby geräumt. Karsai verlängert Besuch

Am letzten Tag der Afghanistan-Konferenz haben die Berliner zu spüren bekommen, was Sicherheitsstufe 1 heißt: Chaos und Staus. Ein kurzfristig arrangierter Besuch des amerikanischen Außenministers Powell im Amerikahaus nahe dem Zoo ließ gestern Mittag den Verkehr in der westlichen City zusammenbrechen.

Am letzten Tag der Afghanistan-Konferenz haben die Berliner zu spüren bekommen, was Sicherheitsstufe 1 heißt: Chaos und Staus. Ein kurzfristig arrangierter Besuch des amerikanischen Außenministers Powell im Amerikahaus nahe dem Zoo ließ gestern Mittag den Verkehr in der westlichen City zusammenbrechen. Die BVG konnte 50 Minuten lang keine Busse am Zoo starten oder enden lassen, eine zunehmend wütende Menschenmenge durfte nicht einmal mehr die Hardenbergstraße überqueren, um vom Bahnhof Zoo zur Kantstraße und zum Kurfürstendamm zu kommen. Denn schon eine gute halbe Stunde vor Abfahrt der Fahrzeugkolonne am Interconti hatten teilweise behelmte Polizisten mit einer selten erlebten Radikalität die Strecke bis zum Amerikahaus gesperrt – und zwar auch für Fußgänger. Joachimstaler Straße, Budapester und Hardenbergstraße blieben für Autos dicht. „Das hat richtig weh getan“, gab ein Polizist zu, auch in der BVG-Leitstelle wurde ziemlich laut gestöhnt. Kurz nach 12 Uhr brach Powells Kolonne, bestehend aus über 40 Fahrzeugen und Motorrädern, vom Amerikahaus zum Flughafen Tegel auf. Als Powell mittags in der Luft war, atmeten über 2000 Beamte der Berliner Polizei und des Bundeskriminalamts auf.

Es gab für die Polizei aufregende Momente – vor allem für die Kollegen des im Hotel zuständigen Bundeskriminalamts (BKA). So wurde nach dem Fund einer verdächtigen Tasche am Dienstag in aller Eile die Lobby geräumt. Ein Entschärfer-Kommando des BKA zog die Tasche mit einem Leinensystem aus der Lobby in die Kofferkammer, um sie dort zu röntgen, bestätigte die Hoteldirektion. Auch die erstmals bei einer Konferenz eingesetzten Sprengstoffdetektoren des BKA gaben Alarm. So entdeckte das Gerät – ein Gaschromatograph – an einem Laptop Spuren des Sprengstoffs TNT. Das Gerät gehörte nach Informationen des Tagesspiegels einem Fernsehmitarbeiter, der zuvor in Afghanistan war. Dort muss der Laptop mit TNT in Berührung gekommen sein, hieß es. Wie es in Kreisen der Bundespolizei hieß, seien nach den Anschlägen von Madrid und der Terrorwarnung der Al Qaida für den Londoner Flughafen Heathrow die Sicherheitsvorkehrungen für die Berliner Konferenz drastisch verschärft worden.

Mit Colin Powell flog auch die Sicherheitsstufe 1 ab. Stufe 2 besteht weiter, weil der afghanische Präsident Karsai überraschend in Berlin bleibt. Mindestens bis heute, vermutlich sogar bis morgen soll der Besuch verlängert werden. Die totale Sperrung der Budapester Straße wurde am Donnerstag gegen 18 Uhr aufgehoben. Wenn Karsai heute das Interconti betritt oder verlässt, werden die Sperrgitter wieder aufgestellt, warnte ein Beamter alle Autofahrer.

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