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SONNTAGS um zehn: Fiesta in der Kathedrale

Ungewöhnliche Klänge in Mitte: Deutsch-mexikanischer Gottesdienst in der Sankt-Hedwigs-Kathedrale

Ungewohnte Klänge schallten am gestrigen Sonntag durch das weite Rund der katholischen Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Mitte. Schmetternde Trompeten, weinende Geigen und rhythmisch gespielte Gitarren ließen unter der Stahlbetonkuppel des Gotteshauses das Flair Mexikos erahnen. Denn die Deutsch-Mexikanische Gesellschaft hatte zusammen mit der katholischen Domgemeinde zu einer Mariachi-Messe eingeladen. 1966 hatte ein junger kanadischer Geistlicher die Idee, mexikanische Folklore und die traditionelle Liturgie miteinander zu verbinden. Die „Misa Panamericana“ entstand. Schnell wurde sie in Lateinamerika zum Hit. In der bis auf den letzten Platz besetzten Kathedrale war das am Sonntag etwas anders: Begeisterung und Gefallen, aber auch Erstaunen und Unverständnis spiegelte sich in den Gesichtern der Gottesdienstbesucher, die sich stocksteif zum Gebet erhoben. Denn selbst zum Kyrie, der Bitte um das Erbarmen Gottes, spielten die Mariachi-Musiker ein fröhliches Täterätä.

Da war es schwer, zu entscheiden, was in diesem Gottesdienst der Fremdkörper war – die Folklore der Mexikaner oder das gesungene „Lasset uns beten“ von Pfarrer Dieter Schmidt. In seiner Predigt erinnerte der Theologe an eine typisch deutsche Erfahrung: Eine Betriebsstörung im ICE, erlebt im Bahnhof Braunschweig. Wegen eines E-Lok-Brandes fuhr der Zug erst drei Stunden später weiter. Einige Fahrgäste, die zwischenzeitlich in die Stadt gegangen waren, blieben zurück. Für Schmidt passte das zum Evangelium dieses Sonntags. Darin gab Jesus seinen Jüngern eine „dringende Warnung“: Der Eingang zum Himmel sei wie eine enge Tür, und nicht allen werde es gelingen, hineinzukommen. Manche werden zurückbleiben. „Vielleicht galt bei ihnen das Motto: Wir kommen alle in den Himmel, weil wir so brav sind“, sagte der Priester. Mit sanfter, erklärender Stimme versuchte Schmidt, der Gemeinde zu vermitteln, was aus seiner Sicht erforderlich sei, um durch die enge Tür zu kommen: Glauben, Vertrauen auf Gott, Beten und gut sein. „Wenn wir beten, wenden wir uns an den, der allmächtig ist, und wenn wir gut sind, können wir nichts verkehrt machen.“

Nichts verkehrt machte auch der mexikanische Botschafter, Francisco Gonzalez Diaz, als er vor dem Schlusssegen der Messe in einem vorbildlich kurzen Grußwort den Organisatoren dankte. „Mexiko zeigt sich heute von seiner besten Seite“, sagte der Diplomat. Davon konnten sich anschließend auch die Gottesdienstbesucher überzeugen: Hinter der Sankt-Hedwigs-Kathedrale hatten fleißige Helfer einen Verpflegungsstand aufgebaut, und bei Burritos, Chips und Mariachi-Musik feierten die Kirchgänger noch eine ganze Weile eine improvisierte Fiesta Mexicana. Mehr Informationen im Internet:

www.hedwigs-kathedrale.de

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