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SONNTAGS um zehn: Plädoyer für Nähe und Zuwendung Die Charlottenburger Jona-Gemeinde sinniert über „das Brot des Lebens“

Der Weg zum Gottesdienst in der Jona-Gemeinde an der Roscherstraße in Charlottenburg erinnert an eine Schnitzeljagd: Wer in dem modernen Gemeindezentrum gleich neben dem Zaubertheater Igor Jedlin zum Kirchsaal will, muss unzähligen, von der Gemeinde vorausschauend angebrachten Hinweisschildern folgen. Denn der Altar und das Lesepult mit der kleinen Skulptur des aus dem Walfisch herausschauenden Jona finden sich im Obergeschoss.

Der Weg zum Gottesdienst in der Jona-Gemeinde an der Roscherstraße in Charlottenburg erinnert an eine Schnitzeljagd: Wer in dem modernen Gemeindezentrum gleich neben dem Zaubertheater Igor Jedlin zum Kirchsaal will, muss unzähligen, von der Gemeinde vorausschauend angebrachten Hinweisschildern folgen. Denn der Altar und das Lesepult mit der kleinen Skulptur des aus dem Walfisch herausschauenden Jona finden sich im Obergeschoss.

Auch gestern begrüßte die für ihre Rundfunkandachten bekannte Gemeindepfarrerin Jutta Schreur dort die Kirchgänger, die trotz des Schnees gekommen waren. „Das Brot des Lebens“ war das Thema des Gottesdienstes. Ein Text des Schweizer Dichterpfarrers Lothar Zenetti, in dem Jesus Christus nicht Brote und Fische, sondern Termine und Viertelstunden vermehrt, stimmte die Besucher ein. „Ich bin das Brot des Lebens“, sagt Jesus im Johannesevangelium, kurz nachdem er Brote und Fische so vermehrt hatte, dass alle satt wurden und noch jede Menge übrig blieb.

„Jesus verkörpert nicht nur das Lebensnotwendige, sondern Lebensfreude und Überfluss“, sagte Schreur in ihrer Predigt. „Aber Jesus hortet den Überfluss nicht für sich allein.“ Jesus verteile Nähe und Zuwendung an jene, die sie gerade brauchen. Er stehe für alles, was Menschen zum Leben benötigten. Und die Theologin erinnerte an Martin Luthers Kleinen Katechismus. Darin beschreibt der Reformator das „tägliche Brot“ als „alles, was Not tut für Leib und Leben“, von Kleidern und Schuhen bis zu guten Freunden.

Weswegen die Pfarrerin den Gemeindegliedern gestern auch zum kritischen Blick auf sich selbst riet: „Geize ich zu sehr mit Anerkennung? Gehe ich zu sparsam mit Komplimenten um? Oder gebe ich mehr als du brauchst?“ Wenn in Beziehungen zu viel gerechnet werde, verhungerten Freundschaften und Liebe. Ans Ende der Predigt stellte sie einen Text des Liedermachers Gerhard Schöne. „Spar deinen Wein nicht auf für morgen. Sind Freunde da, so schenke ein! Leg, was du hast, in ihre Mitte. Durchs Schenken wird man reich allein.“ Benjamin Lassiwe

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