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SONNTAGS um zehn: Wenn der Hammer fällt

Traditionelle Kunstauktion der Evangelischen Kirche

Der Mann mit dem schwarzen Schlapphut lief zur Hochform auf. „Marwan, Marwan, das klingt wie ein kleiner Spürpanzer Fuchs, das zergeht auf der Zunge“, rief Detlef Gosselck ins weite Rund der Heilig-Kreuz-Kirche am Halleschen Tor. Zum 15. Mal fand dort am Sonntag die traditionelle Kunstauktion der Evangelischen Landeskirche statt: Über 100 Gemälde, Holzschnitte und Drucke wurden zu Gunsten von kirchlichen Projekten für Flüchtlinge und Migranten versteigert. Und 500 weitere Werke konnten im Galerieverkauf erworben werden.

„320 Euro, 340 Euro, 360 Euro“ – die Gebote in der Kirche flogen mit den Pointen um die Wette. Galeristen und Kunstinteressierte, Kirchenmitglieder und völlig Fremde steigerten sich in einen Kaufrausch. Auf 150 Euro taxierte Radierungen von Kurt Mühlenhaupt erbrachten 360 Euro, und ein Gemälde von Albert Lasard-Lau steigerte der Auktionator von 600 auf 1750 Euro. „Für mich ist das Mohn – ich ahne Mohnen“, kündigte Gosselck eine Radierung von Klaus Fußmann mit dem Titel „Annemonen“ an. Am Ende war es Landesbischof Markus Dröge, der dafür das Bieterkärtchen hob. Für 300 Euro ging das Bild an den Theologen, der zusammen mit dem Leiter des Gripstheaters, Volker Ludwig, Schirmherr der diesjährigen Kunstauktion war. „Die Auktion hat sich im Laufe der Jahre zu einer unverzichtbaren Stütze von Projekten für Migranten und Flüchtlinge entwickelt“, sagte Dröge. Besorgt äußerte sich der Bischof in seinem Grußwort über die Art und Weise, wie die Integrationsdebatte derzeit geführt werde. „Manchmal kann man den Eindruck gewinnen, als ob die Bestrafung von Integrationsverweigerern der Königsweg bei der Lösung der gegenwärtigen Probleme sei“, sagte Dröge. Doch Integration sei ein Prozess, der im zwischenmenschlichen Leben Gestalt finde müsse. Dass sie weitergehen kann, dafür sorgten auch in diesem Jahr die vielen hundert Besucher der Auktion. 420 000 Euro brachte sie allein in den letzten 14 Jahren ein. Und auch diesmal erzielten die Veranstalter bei der Auktion ein ähnliches Ergebnis wie im Vorjahr: rund 30 000 Euro, obwohl 25 Bilder weniger im Angebot waren.

Nur einmal wurde es schlagartig ruhig unter dem Kuppeldach der Kirche. „Das ist Bärbel Bohley“, sagte Gosselck, als eine Radierung der unlängst verstorbenen DDR-Bürgerrechtlerin zum Aufruf kam. Doch Betroffenheit hilft bei einer Auktion nicht weiter: Das Bild geriet zu einem Schnäppchen, gerade einmal 200 Euro brachte es ein. Benjamin Lassiwe

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