zum Hauptinhalt

Berlin: SPD-Basis will Neubau für Schauspielschule

Voraussichtlich gibt es einen Parteitagsbeschluss. Und am Donnerstag diskutiert auch das Parlament.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die umstrittene Entscheidung von SPD und CDU, der Schauspielschule Ernst Busch kein neues Domizil an der Chausseestraße in Mitte zur Verfügung zu stellen, wird vielleicht keinen Bestand haben. Nicht nur der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), große Theater und prominente Schauspieler machen sich für das Vorhaben stark, auch die sozialdemokratische Parteibasis begehrt auf.

Die SPD-Kreisverbände Mitte, Pankow und Reinickendorf fordern von der eigenen Abgeordnetenhausfraktion, den seit Jahren geplanten, aber bisher nicht realisierten neuen Standort zu unterstützen. Da es sich um Anträge für den SPD-Parteitag am 9. Juni handelt, stehen die Chancen gut, dass dort ein Beschluss zugunsten der Hochschule für Schauspielkunst fällt – gerade noch rechtzeitig vor der abschließenden Lesung des Landeshaushalts für 2012/13. Der SPD-Fraktionschef Raed Saleh will noch in dieser Woche ein Gespräch mit dem Rektor Wolfgang Engler führen. Die Opposition hat für die Plenarsitzung des Landesparlaments am Donnerstag eine Aktuelle Stunde zum Thema beantragt.

Die Haushälter der Regierungskoalition legten den Neubau der Schauspielschule, die bundesweit als erste Adresse gilt, aus finanziellen Gründen zu den Akten, vordergründig wegen gestiegener Baukosten. Im Senatsentwurf für den neuen Landesetat stehen für das Projekt, das die vier sanierungsbedürftigen Standorte der Hochschule weitgehend zusammenfassen sollte, insgesamt 36,5 Millionen Euro zur Verfügung. Darin sind Kostensteigerungen von 1,6 Millionen Euro enthalten, die die Finanzexperten der Koalition nicht akzeptieren wollten.

Jetzt ist alles gestoppt. Die Alternative formuliert der CDU-Haushaltsexperte Christian Goiny so: „Wir wollen, dass sich bis zum Ende der Wahlperiode die Studienbedingungen – zu vertretbaren Kosten – deutlich verbessern.“ Damit meint er, dass die bisherigen, weit über die Stadt verstreuten Standorte von 2014 bis 2016 saniert werden. Der Christdemokrat lässt aber auch vorsichtig durchblicken, dass sich die Union dem Neubau im Bezirk Mitte nicht verschließen würde, wenn die SPD doch mitzieht.

Der Geschäftsführer und haushaltspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Torsten Schneider, war am Dienstag nicht zu sprechen. Er ist ein wichtiger Entscheidungsträger im Kreisverband Pankow, und seine Genossen haben ihm per Beschluss eine klare Botschaft auf den Weg gegeben: Die Verhinderung des Neubaus schade nicht nur dem Kultur-, sondern auch dem Wirtschaftsstandort Berlin mit dessen Film- und Fernsehindustrie. Die Schauspielschule habe eine hohe künstlerische Ausstrahlungskraft, die SPD-Abgeordnetenhausfraktion müsse den geplanten Standort in Mitte unterstützen. Mit seinem Gegenantrag konnte sich Schneider am Sonnabend auf der Kreisdelegiertenversammlung nicht durchsetzen.

Das Vorhaben geht auf einen Senatsbeschluss vom November 2005 zurück. Seitdem wurden Standortsuche und Planung durch SPD-interne Debatten immer wieder verzögert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false