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Berlin: Spritztour zu Julchen

Zwischen Storchengeklapper, Hundegebell und Schweinegrunzen: Das nordwestliche Umland Berlins lockt mit saftig grünender Natur.

Oranienburg - Es grünt so grün, wenn ... Nein, man muss momentan wirklich nicht nach Spanien, um die Blüten und den Rest der Natur erblühen zu sehen. Nach dem Abschied der Eisheiligen legen sich Flora und Fauna gerade mächtig ins Zeug, was auch den Drang der Menschen nach draußen enorm anspornt. Für Spritztouren ins Umland beginnt die Hochkonjunktur, gut, wenn man einige potenzielle Fahrtziele parat hat. Und wenn sie sich dank räumlicher Nähe, etwa im Nordwesten Berlins, kombinieren lassen, um so besser.

Beispielsweise zeigt sich der Oranienburger Park, der zur Landesgartenschau 2009 insgesamt 580 000 Besucher angelockt hatte, in unzähligen Farben. Das Gelände in der Stadtmitte ist erstaunlich gut gepflegt, so dass selbst heute noch „Traumlandschaften einer Kurfürstin“ zu erleben sind. Die Gärtner haben kleine Gartenzimmer gestaltet, die Hoffnungen, Sehnsüchte und Ängste der Namenspatronin der Stadt, Louise Henriette von Nassau-Oranien, ausdrücken sollen. Auch der Schlosshafen ist inzwischen fertiggestellt worden. Nun steht einer Bootsfahrt von dort nach Berlin oder in Richtung Mecklenburgische Seenplatte nichts mehr im Wege.

Ganz ohne öffentliche Mittel kommt der Schaugarten Schwante aus. Hier macht garantiert jeder Besucher irgendwann Bekanntschaft mit Julchen. Die pechschwarze Riesenschnauzer-Hündin kann sich auf dem 90 000 Quadratmeter großen Gelände richtig austoben, kein anderer Hund macht ihr das Revier streitig. „Unsere Gäste müssen wir leider bitten, ihre eigenen Hunde zu Hause zu lassen“, sagt Eigentümer Michael Beuthe. „Wir wollen unsere vielen einheimischen und exotischen Pflanzen schützen.“ Sonst dürfen sich die Besucher hier wie im eigenen Garten fühlen. Das Betreten der Rasenflächen ist erlaubt, man darf seine Decken ausbreiten, mit den Kindern herumtoben. „Wir sind keine Bundes- oder Landesgartenschau, bei der man auf den Wegen bleiben muss“, sagt der 72-jährige Hausherr. „Wo es einem gefällt, lässt man sich einfach nieder – an den Teichen, im Schatten großer Bäume oder rund um den nach einem Vorbild bei Florenz gebauten Renaissancegarten.“ Wer will, kann hier auf Anmeldung abends sein eigenes Grillfest veranstalten.

Immer häufiger begrüßt der studierte Gartenarchitekt und gelernte Gärtner in seinem Refugium Köche der Spitzengastronomie. Diese interessieren sich weniger für Zypressen, Zedern, die Brandenburger Korinthe oder das Wiesengrün. Ihnen haben es seine Wollschweine angetan. Deren Fleisch schmeckt vielen Restaurantbesuchern inzwischen so gut, dass Michael Beuthe längst nicht alle Lieferwünsche erfüllen kann. „Ein gewöhnliches Hausschwein erreicht seine Schlachtreife von 105 Kilo nach 22 Wochen, unsere Wollschweine wiegen nach einem Jahr aber maximal 80 Kilo“, erklärt Beuthe. „Je langsamer das Tier wächst, desto mehr Aroma besitzt das Fleisch. Außerdem bewegen sich die Wollschweine hier den ganzen Tag und setzen nicht so schnell Fett an.“ Die Spitzenköche lassen sich gern Einzelheiten vom Züchter der Tiere erklären. Neben den mehr oder minder gewichtigen Schweinen tummeln sich im Schaugarten auch Mafia-Ziegen, die ihren Namen wegen ihrer Herkunft aus Sizilien erhielten, sowie Schafe, Fische – und Julchen.

Ganz andere Tierarten bestimmen das Leben in Linum. Mit heftigem Klappern machen die Störche auf sich aufmerksam. Alle Informationen zu den Vögeln gibt es in der Storchenschmiede, in der bis zum Ende der alljährlichen Kranichrast Mitte November an jedem Wochenende viele naturkundliche Veranstaltungen angeboten werden.

Gleich 13 Paare besetzen hier im Schnitt die Horste in dem Dorf im Rhinluch. Man kann sie unter anderem auf dem Kirchturm, auf verschiedenen Schornsteinen, mehreren Masten und sogar auf der alten Dorflinde entdecken. Zur Zeit ist Brutzeit, in den vergangenen Wochen stand die Partnersuche im Vordergrund.

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