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Gottesdienst in der St.-Hedwigs-Kathedrale in Berlin (Archivbild 2013).

© dpa

St.-Hedwigs-Kathedrale in Berlin: Beten ohne Kardinal Woelki

Die Berliner Katholiken diskutieren den plötzlichen Wegzug ihres Bischofs Rainer Maria Woelki nach Köln. Dabei zeigt sich: über seinen Abschied sind nicht alle traurig.

Ist einer ein guter Landwirt, der sich ums Säen kümmert, aber nicht ums Ernten? Mit der Predigt von Monsignore Ulrich Bonin trat diese Frage in den Gottesdienst in der St.-Hedwigs-Kathedrale und traf so genau das, was die Berliner Katholiken gerade beschäftigt: den jüngst verkündeten plötzlichen Abschied ihres Bischofs Rainer Maria Woelki.

„Kaum drei Jahre im Amt!“, „traurige Nachricht“, „schlecht für Berlins Katholiken“, sagen die einen. Andere sind froh. „Er kam, sah und veränderte – und zwar viel zu viel“, sagt etwa Eva-Maria Otto, seit 1976 ein treues Gemeindemitglied: Angefangen von der ausgefallenen Jahresendandacht in Woelkis erstem Amtsjahr bis zum Umbauplan für die Kirche im dritten, der ihr gründlich missfällt.

Auch der Monsignore schaut betrübt, als er nach dem – von vielen Touristen besuchten – Gottesdienst einen schönen Sonntag wünscht. Die Stimmung sei nicht gerade gut, schon wieder Unordnung und dazu das Umbauvorhaben, von dem er annimmt, dass es auch ohne Woelki kommt.

Diskussion um Woelkis Saat

Unter der Kirchenkuppel und mit Blick auf die Treppe, die in die Unterkirche führt – „das Loch“, wie Woelki diese bauliche Einzigartigkeit schmähte –, hatte Bonin gepredigt. Es ging um den Sämann aus dem Gleichnis des Paulus. Den Sämann, der seine Saat auswirft, so dass sie mal auf den Weg fällt, mal auf Fels, mal in Dornen, aber mal auch auf guten Boden, wo sie reiche Ernte bringt. Das Gleichnis, sagte Bonin, solle nicht Ackerbau, sondern die Anstrengungen der Verkündiger des Evangeliums erklären. Und man solle sich die vertrauensvolle Sicht des Sämanns aneignen.

Im „Kirchentreff“ wird danach noch Woelkis Saat diskutiert. Eine Herrenrunde macht sich Gedanken über den Nachfolger und wirft Namen wie Asse im Skat auf den Tisch. Und eine Damenrunde um Eva-Maria Otto, alle aus dem Osten, sorgt sich um den Bau. Ingrid Dietz erinnert sich an die Eröffnung nach dem Wiederaufbau 1963, wie stolz sie gewesen seien: So ein kleines Land und so eine moderne Kirche! Dass ihre Unterkirche „das Loch“ heiße, ist ihnen neu. Dort unten sei der Aufbewahrungsort für die geweihte Hostie, ihr Allerheiligstes. Dass das mit dem Umbau in irgendeine Ecke verschwindet – furchtbar! Und statt der Bänke kämen Stühle.

Das Katholische, kein Event

Katholiken müssten im Gottesdienst viel knien, wie das gehe zwischen Stühlen? Diese kämen, damit man sie für Events wegräumen könne, sagt eine. Beim Wort „Events“ zucken die anderen zusammen. Wo doch das Katholische eben nicht Event sei. Wo doch, wie sie beobachtet haben, Protestanten der Rituale wegen in katholische Gottesdienste kämen. Da werde hier ein „Einheitstempel“ gebaut, der jedem recht sein könne.

Aber es gibt auch andere Stimmen. Eine Frau, die die in der Kirche ausgestellten Umbaupläne betrachtet, freut sich. Die Treppe habe den Blick runtergezogen, sagt sie. Wenn die weg sei, schaue man eher nach oben, von wo mehr zu erwarten sei.

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