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Model for One Day: 24 Stunden Catwalk

Zu Heidi Klum will Johanna Baumann nicht: „Zu viele Zicken“, meint sie. Trotzdem steht die 18-Jährige auf dem Laufsteg.

Was Johanna Baumann gleich mal lernen muss: Ein Model hat nichts zu wollen. Die Friseurin dreht ihr große Lockenwickler in die rotblonden glatten Haare. „So, du bekommst jetzt Schweinchenlocken“, sagt sie. „Ich will aber nicht“, erwidert die 18-jährige Schülerin. Die trockene Antwort des Profis: „Doch, du willst.“ Johanna Baumann ist die Gewinnerin des Modelwettbewerbs „Model for One Day“. Nicht nur für den Tagesspiegel ist es das erste Mal, solch einen Wettbewerb zusammen mit dem Modehaus Peek & Cloppenburg veranstaltet zu haben, auch die Berlinerin hat so etwas noch nie gemacht. Oder besser gesagt: mit sich machen lassen. Cocktailkleid auswählen, frisiert, geschminkt und dabei die ganze Zeit fotografiert zu werden und schließlich einen Laufsteg so lange auf und ab zu gehen, bis die Choreografin Ileana Bäumler zufrieden nickt.

Es ist eine vergleichsweise harmlose Art, sich der harten Welt des Modelns zu nähern. Dass weiß auch Johanna Baumann. „Mehr, als nicht genommen zu werden, konnte ja nicht passieren. Ich wusste, da sagt mit keiner ins Gesicht: ‚Du kommst nicht weiter‘.“ Natürlich schaut sie sich gern „Germany’s Next Topmodel“ an. „Aber nicht um etwas zu lernen, sondern um Spaß zu haben“, sagt sie. Auch wenn sie gerne Model werden würde – bei Heidi Klums Castingschau würde sie sich nicht bewerben. „Zu viele Zicken.“ Außerdem hätte sie etwas dagegen, „wenn alle nur darauf warten, dass ich vor der Kamera durchdrehe“.

Als sie geschminkt, wild gelockt und in abgestecktem Kleid vor dem Laufsteg steht, ist sie doch ein wenig nervös. Was ihr aber noch nicht einmal die Choreografin anmerkt. Da färben sich ihre Wangen ein wenig rot: „Ach, wenn ihr wüsstet, dass ich gleich innerlich explodiere.“ Auf dem Laufsteg bekommt sie instinktiv die richtige Linksdrehung direkt vor den Fotografen hin, streckt das Kinn ein wenig in die Höhe und lächelt in die Kamera.

Johanna Baumann ist nicht von selbst auf die Idee gekommen, dass sie zum Model taugen würde. In Sydney wurde sie zum ersten Mal von der Modelagentur Elite angesprochen: „Leider war ich da auf dem Rückreise nach Deutschland.“ Die Schülerin der Berggruen-Oberschule hatte gerade ein Auslandsjahr hinter sich. Nächstes Jahr, nach dem Abitur, will sie „was mit Medizin machen“.

Nicht nur der Fotograf, der oft Models auf dem Laufsteg ablichtet, bestätigt ihr Talent, ein bisschen selbstbewusster soll sie gehen, sich nicht so zaghaft drehen. „Und das ist es auch schon“, sagt er. Auch die Visagistin ist überrascht, wie lang ihre hellblonden Wimpern sind, und bescheinigt ihre eine tolle Haut zum Schminken.

Jetzt will sich Johanna Baumann bei ein paar Agenturen bewerben. „Ich habe so viel Zuspruch bekommen, es wäre echt interessant zu wissen, ob was daraus wird.“ Dann sind da noch ihre Eltern, die für Bodenhaftung sorgen sollen. „Die meinten, ich soll das alles nicht zu ernst nehmen.“ Aber als ihre Tochter zum ersten Mal vor großem Publikum über einen Laufsteg geht, sehen die beiden ganz schön stolz aus.

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