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Stadtleben: Auch er war Stauffenberg

Der Schauspieler Joachim Hansen ist tot

Unlängst in der Schaubühne, bei der Gedenkfeier für Ulrich Mühe, kam es zu einer filmhistorisch interessanten Begegnung: Sebastian Koch und Tom Cruise, der vorletzte und der aktuelle Darsteller des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg, trafen sich am Rande der Veranstaltung, schüttelten einander die Hände, plauderten ein wenig. Zu dieser Zeit lag ihr 77-jähriger Kollege Joachim Hansen, Stauffenberg-Darsteller auch er, schon Wochen in Berlin im Krankenhaus, bewusstlos seit einer Gehirnblutung. Am Donnerstag ist der Schauspieler gestorben, wie Freunde gestern bestätigten.

Als Hitler-Verschwörer hatte Hansen 1971 fürs Fernsehen vor der Kamera gestanden, in „Operation Walküre“ unter Regisseur Franz Peter Wirth. Der erste Stauffenberg-Darsteller war er nicht, das war Bernhard Wicki 1955 in „Es geschah am 20. Juli“ von G. W. Pabst. Auch gab es den Amerikaner Brad Davis, der die Rolle 1990 im US-Fernsehen spielte. Hansen war aber wohl der Stauffenberg-Mime mit den stärksten Bindungen zu Berlin, auch wenn er zuletzt in Kanada lebte und seine Urne dort begraben werden soll.

Geboren wurde Hansen als Joachim Spieler am 28. Juni 1930 in Frankfurt (Oder) als Sohn eines Lehrers. Nach dem Abitur und einer Zeit im Bergbau zog er nach West-Berlin, ließ sich hier zum Dolmetscher ausbilden und wechselte dann an die Max-Reinhardt-Schule für Schauspiel. Erste Theaterengagements führten ihn zunächst nach Westdeutschland. Bald kamen Angebote vom Film, die Hansen schon bald zu einem Topstar im Kino der fünfziger Jahre machten.

Auch seinen größten Erfolg feierte er in einer Soldatenrolle, 1957 in Alfred Weidenmanns „Der Stern von Afrika“. So wurde in den Kriegsjahren der deutsche, in Berlin geborene Jagdflieger Hans-Joachim Marseille genannt, den die NS-Propaganda angesichts seiner 158 Luftsiege zu einem ihrer Helden erhoben hatte und der am 30. September 1942 in Nordafrika abgestürzt war. Teile des Films spielten in Marseilles Geburtsstadt und wurden auch hier gedreht. Auch die Premiere fand in West-Berlin statt, samt Begegnung der 70-jährigen Mutter des toten Piloten mit dessen Darsteller.

Hansen war auch in dem Stalingrad-Film „Hunde, wollt ihr ewig leben?“ wie in „Die Brücke von Remagen“ dabei, spielte an der Seite von Richard Burton in „Steiner – Das Eiserne Kreuz 2“, entkam der Festlegung auf die Rolle des Offiziers aber durch Produktionen wie „Und ewig singen die Wälder“, „Das Erbe von Björndal“ und „Via Mala“.

Seit 1986 lebte Hansen mit seiner zweiten Frau und dem gemeinsamen Sohn in Kanada. „Aber immer wieder kam er nach Deutschland zurück, wo er mit Theatertourneen bewies, wie zugkräftig sein Name beim Publikum geblieben ist“, sagten die Journalistin Gudrun Gloth und der Fotograf Franz-Georg Schulze, beide seit Jahren mit Hansen befreundet, gegenüber dpa. In Berlin hatte Hansen noch 2004 bei den „Jedermann“-Spielen im Dom mitgewirkt. Seine Rolle: der Tod. Andreas Conrad

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