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Auf ein GLAS mit: Boris Aljinovic

Der Verkehr rauscht über die Hardenbergstraße, und der Mann am Nebentisch liest Martin Walser. Boris Aljinovic, 42, Theaterschauspieler und Berliner „Tatort“-Kommissar, schielt hinüber: „Spannende Leute hier.

Der Verkehr rauscht über die Hardenbergstraße, und der Mann am Nebentisch liest Martin Walser. Boris Aljinovic, 42, Theaterschauspieler und Berliner „Tatort“-Kommissar, schielt hinüber: „Spannende Leute hier.“ Er sitzt an einem warmen Nachmittag unter einem der Sonnenschirme vor dem „Manufactum Brot & Butter-Laden“, trinkt Cappuccino, isst eine Salamistulle und überlegt, ob er noch eine Currywurst ordern soll, die hier „so elegant mit Salat auf Riesentellern“ serviert wird.

„Das hier ist die inoffizielle Kantine des Renaissance-Theaters“, sagt Aljinovic. Und dreht sich kurz zum Theater in seinem Rücken, auf der anderen Seite der Knesebeckstraße, um. Aljinovic hat schon oft dort gespielt, und am Wochenende steht er mal wieder auf der Bühne – in dem US-Stück „Mondlicht und Magnolien“ über die Entstehung des Films „Vom Winde verweht“ (Fr./Sa., 20 Uhr, So. 18 Uhr). Vor allem deshalb sitzt er jetzt im Café: „Ich red’ doch nur mit Journalisten, wenn die vom Theater das wollen, sonst renn’ ich weg.“ Er lacht. Wie vieles, was er sagt, ist auch dies nicht ganz ernst gemeint. Nur wenn er übers Theaterspielen spricht, gerät er ins Schwärmen über seine „Leidenschaft“, wie er es nennt. „In dem Stück dürfen wir rauskitzeln, was nur möglich ist, uns so richtig hingeben – und das bezahlt und in Charlottenburg.“

Nicht schlecht, Charlottenburg ist nun mal sein Lebensmittelpunkt. „Das hier ist Zuhause“, sagt er und macht eine Bewegung, die das Lokal, das Theater und den Ernst-Reuter-Platz mit einschließt. „Da vorn bin ich jeden Morgen auf dem Weg zur Schule aus der U-Bahn gestiegen.“ Dann erzählt er, wie er oft Politische Weltkunde schwänzte, um stattdessen in einem Charlottenburger Café den „Spiegel“ zu lesen und Cappuccino zu trinken. „Ich fand, dass ich so politisch besser informiert war, als durch den Unterricht.“ Damals ging er allerdings noch nicht in den „Manufactum Brot & Butter-Laden“ im Hardenberghaus – dort war zu jener Zeit noch eine Buchhandlung.

Inzwischen wohnt er in Wilmersdorf – 200 Meter von Charlottenburg entfernt. „Ich bin nicht weit gekommen. Mein Erfolg ist räumlich nicht so messbar“, sagt er lachend. Nach dem Cappuccino muss er noch „ein paar Leckerlies für zu Hause“ im Laden besorgen: Drinnen stehen dunkle Holztische mit Barhockern zwischen Körben voller Brotlaibe und Regalen mit exotischen Lebensmitteln. Aljinovic nimmt eine Dose Cassoulet mit Entenfleisch – „17 fucking Euro“, sagt er. „Das ist schon etwas übertrieben hier. Aber die muss ich einfach mitnehmen.“ Daniela Martens

Manufactum Brot & Butter-Laden, Hardenbergstraße 4–5, Tel. 26 30 03 46 Mo.-Fr. 10 bis 20 Uhr, Sa. 10 bis 18 Uhr

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