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© dpa

Berlin vor dem Halbfinale: Spannung, Optimismus und ein bisschen Sorge

Am Mittwoch treffen Deutschland und Türkei im Halbfinale der Fußball-EM aufeinander. Die Berliner Polizei erwartet friedliche Feiern auf der Fanmeile und in den Kneipen. Einige Gastwirte sind skeptisch.

Berlins Sicherheitsexperten und die Veranstalter der Fanmeile auf dem 17. Juni sehen dem kommenden Mittwoch überwiegend optimistisch entgegen: Bevor im Halbfinale der Fußball-Europameisterschaft Deutschland und die Türkei aufeinandertreffen, werden auf der Fanmeile auch türkische Bands und Moderatoren auftreten. Die Organisatoren freuen sich auf das Spiel, zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen halten sie nicht für notwendig: "Unsere Strategie hat sich vor zwei Jahren bei der WM in Deutschland bewährt", sagt Gerald Ponesky, Geschäftsführer des Veranstalters Compact-Team. Das Gelände sei eingezäunt, die Besucher würden rechtzeitig eingelassen und kontrolliert. Bei Überfüllung werde die Fanmeile geschlossen. Er hoffe für Mittwoch auf ein tolles Fest mit 500.000 Menschen. Schließlich sei es auch vor zwei Jahren nicht zu Problemen gekommen, als Deutschland und Polen aufeinandertrafen. Natürlich ließen die Verlierer nach dem Spiel die Köpfe hängen. Aber die Fans könnten damit umgehen.

Ein gutes Gefühl für die Halbfinalbegegnung am Mittwoch hat auch Gunter Pilz, Fan-Forscher der Universität Hannover und Sicherheitsberater des Deutschen Fußball-Bundes DFB und der EM 2008. "Zum Public Viewing gehen die Menschen doch, um zu feiern und zu jubeln", sagt Pilz. Und schließlich gebe es viele Fans, die sich die türkische und die deutsche Fahne zugleich ans Auto gesteckt hätten.

"Wir sind sehr besorgt"

Mit gemischten Gefühlen sieht dagegen das Team des "Fuhrparks" in Treptow dem Halbfinale entgegen. "Wir sind sehr besorgt", sagt Hartmut Gruber, der für die Organisation des EM-Quartiers von Tagesspiegel und "11 Freunde" zuständig ist. Während des Spiels der Türken am Freitag sei die Stimmung auf dem Gelände am Flutgraben "nicht mehr wirklich entspannt gewesen". Anfang kommender Woche wollen die Organisatoren mit der Polizei über mögliche Strategien beraten. Wie bei den bisherigen Spielen auch schon werde es Sicherheitskontrollen geben und es würden höchstens 1500 Besucher eingelassen.

Die Polizei geht für Mittwoch von friedlichen Feierlichkeiten aus. Sie hat einen Führungsstab eingerichtet, der Leiter der Direktion 3, Michael Krömer, wird den kompletten Einsatz leiten. "Wir werden natürlich auf alles vorbereitet sein", sagt Polizeisprecher Frank Millert. Vor allem durch die WM 2006 im eigenen Land habe man gute Erfahrungen. Doch um die Lage in den Griff zu bekommen, muss die Berliner Polizei "Einsatzkräfte aus anderen Bundesländern anfordern", denn am Dienstag und Mittwoch findet tagsüber in Berlin auch eine Sicherheitskonferenz über die palästinensischen Autonomiegebiete statt. Zu dieser werden ranghohe Vertreter aus rund 50 Ländern erwartet, darunter auch 20 Außenminister.

Auch türkischstämmige Beamte im Einsatz

Durch die vergangenen Jubelfeiern sowohl der türkischen als auch der deutschen Fans sei die Polizei sehr gut darauf vorbereitet, die Menschenmassen an den vielen Public-Viewing- und Feierorten zu kanalisieren. "Der Kurfürstendamm wird sicherlich wieder zur Fußgängerzone erklärt, die Autokorsos umgeleitet", sagt Millert. Um möglichen emotionalen Spannungen entgegenzuwirken, würden sicher auch Anti-Konflikt-Teams – Beamte in gelben Westen – zur Beruhigung der Lage eingesetzt. Nützlich und hilfreich sei "bei allen Polizeieinsätzen, unabhängig vom Fußballspiel Deutschland gegen die Türkei, dass es in den Einheiten auch türkischstämmige Beamte gibt". Nach dem ersten EM-Spiel der Türkei, das die Mannschaft gegen Portugal verloren hatte, war es in Kreuzberg zu kleineren Auseinandersetzungen zwischen Türken und Kurden gekommen. "Auch darauf sind wir vorbereitet. Wir werden uns nicht überraschen lassen", sagt Millert.

Dass es am Mittwoch nach dem Abpfiff aber auch ganz entspannt bleiben kann, haben die Siegesfeiern in der Nacht zum Sonnabend gezeigt: Sie verliefen überwiegend friedlich. Nur 16 Festnahmen – das sei angesichts der Menschenmengen sehr wenig, hieß es bei der Polizei.

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