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© Mike Wolff

Berliner Museen: Kleine Forscher auf Safari

Malen, basteln, graben: Viele Berliner Museen haben spezielle Angebote für Kinder im Programm.

Wenn es im Naturkundemuseum lauter wird, wühlt wieder mal eine Gruppe von Mini-Paläontologen im "Grabungskasten". Dann gilt es, versteinerte Knochen zu entdecken, zu kartieren und unter die Lupe zu nehmen. Das ist ein Hit auf dem Markt der Kindergeburtstagsanbieter. "Wir sind immer über Monate hinweg ausgebucht", sagt Museumspädagoge Bernd Domning. Dabei wird schon täglich mindestens eine Grabung unternommen.

Die Angebote für Kinder und Familien in Berliner Museen sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Führungen, Workshops, spielerisches Begreifen und Selbermachen von Kunst und Forschung sind ein großes Arbeitsfeld für Kunstvermittler und Museumspädagogen. Nicht ohne Grund. "Das klassische Publikum wird immer älter", sagt Andrea Prehn vom Berliner Institut für Museumsforschung. Möglichst früh den Nachwuchs an Museen zu gewöhnen ist also eine Folge des institutionellen Selbsterhaltungstriebes. Daneben gibt es aber auch die politische Vorgabe, Kinder am Kulturleben stärker teilnehmen zu lassen.

Brigitte Vogel vom Deutschen Historischen Museum sieht genau das als ihren Auftrag. Sie "brenne" für die Geschichte und möchten dieses Feuer auch bei den Kindern entfachen. Am einfachsten ist das in der Mittelalterabteilung mit ihren Rüstungen und Schwertern. "Wir werden nicht so freiwillig überrannt wie das Naturkunde- oder Technikmuseum", sagt Museumspädagogin Vogel, deshalb gehören Schulklassen eher zum Museumsalltag als Familien. Doch Vogel hat es geschafft, beide Besuchergruppen zu verbinden. Wenn Schulklassen im Geschichtsunterricht ein bestimmtes Thema bearbeiten und dafür ins Museum kommen, sollen die Schüler am Ende selbstständig Führungen für ihre Eltern und Geschwister anbieten können.

Ins Museum gehen Kinder vornehmlich dann, wenn ihre Eltern das für wichtig halten. Kinder aus bildungsfernen Familien werden von den Museen dagegen selten erreicht. Eine erfolgreiche Ausnahme ist das Atelier Bunter Jakob in der Berlinischen Galerie in Kreuzberg. Hier gibt es – zusätzlich zu den laufenden Kursangeboten – jeden Mittwochnachmittag ein "Offenes Atelier", in das viele Kinder aus der sozial durchaus schwierigen Nachbarschaft kommen. Hier braucht man keine Anmeldung von den Eltern und kein Geld für die Kursgebühr.

Solche Angebote fasst Christoffer Richartz vom Besucherdienst der Staatlichen Museen zu Berlin unter dem Stichwort "Barrierefreiheit" zusammen. Was tun die Museen und andere Akteure, damit wirklich alle Gruppen in der Gesellschaft erreicht werden? Die vielen Programme für Familien an Wochenenden seien auch eine Folge der Ganztagsbeschulung. Weil es dort an Betreuungspersonal fehle, würden Schüler öfter verwahrt als in Museen geführt. Barrierefreiheit fehle auch in den Museen, die schon baulich oft nicht für alle Altersgruppen geeignet seien. "Es fehlt oft an Räumen für Projekte und Diskussionen oder einfach, damit Klassen ihr Pausenbrot essen können", sagt Richartz. Im angelsächsischen Raum seien die Museen da schon weiter.

Das gemeinsame Malen und Basteln, Geschichtenschreiben oder Selbermachen von Spielzeugen in den Museen sieht Richartz als wichtigen Ausgleich für Kinder in einer Alltagswelt, in der es für alle Bedürfnisse ein fertiges Produkt gibt und viele Kinder isoliert vor ihrem Computer sitzen. So dienen auch Taschenlampenführungen letztlich der sozialen Interaktion. Diese weiterentwickelte Schatzsuche, eine Kombination aus Entdeckerdrang, spannungsfördernder Schummrigkeit und Erkenntnisgewinn am Objekt, liegt zurzeit voll im Trend.

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