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Quadrokopter Hafner

© Mike Wolff

Berliner Wissenschaftlerin: Flieg, Roboterchen, flieg!

Verena Hafner ist Juniorprofessorin in Adlershof. Zusammen mit ihrem Team greift sie nach Gold - bei der Weltmeisterschaft für "autonome Flugobjekte" im September in Finowfurt. Es geht um Roboter, die komplett selbstständig fliegen können.

Richtig flügge sind sie noch nicht, die Quadrokopter von Adlershof. Sie hängen an der unsichtbaren Leine ihrer Konstrukteure. In knapp zwei Monaten muss die Roboter-Aufzucht aber eigenständig aus ihrem Nest fallen können, ohne sich die Beine zu brechen. Das ist eine der schwierigsten Disziplinen der Meisterschaften für „autonome Flugobjekte“ in Finowfurt bei Eberswalde. Verena Hafner, Juniorprofessorin für kognitive Robotik an der Humboldt-Universität, setzt alles daran, den ersten Preis zu holen. Ausgelobt sind dafür „20 000 Euro in bar“.

Seit Beginn des Sommersemesters sind Hafner und ihre Studenten mit dem Bau und der Programmierung von zwei unbemannten Minihubschraubern beschäftigt. Das Projekt ist Teil eines Seminars über Navigationsstrategien in der Robotik. Jetzt, in den Semesterferien, beginnen die entscheidenden Flugversuche ohne Fernbedienung. Während ihre Professorin vom Gelingen des Vorhabens überzeugt ist, können die Informatikstudenten Carsten Huhn und Michael Schulz ihren Begeisterungstaumel noch gut verbergen. Der Tenor: Mal sehen, was draus wird.

Leider hat das Entwicklungsprojekt noch keinen Codenamen. Mit der Geheimhaltung nehmen es die Quadrokopterentwickler nicht so genau. Wenn der Wettbewerb gelaufen ist, sollen Software und Baupläne ins Internet gestellt werden. „Das ist kein kommerzielles Projekt", sagt Verena Hafner mit Nachdruck. Ihr geht es darum, das Thema autonome Flugroboter, besser als Drohnen bekannt, aus der militärischen Umklammerung zu lösen. Der Wettbewerb in Finowfurt sei der erste rein zivile seiner Art – ausgerechnet auf einem ehemaligen Militärflugplatz. Geplant ist auch ein begleitendes Symposion über die ethischen Konfliktzonen dieser Technik.

Verena Hafner trägt Jeans und eine schwarze Strickjacke. Ihr ovales Gesicht ist glatt, ohne Zeichen von Anspannung. Hafner ist nur ein paar Jahre älter als ihre Studenten, von denen 90 Prozent männlich sind. Probleme gebe es deshalb nicht, sagt sie, besser fände sie es aber schon, wenn in ihren Seminaren zur künstlichen Intelligenz mehr Frauen säßen. Verena Hafner interessiert sich seit ihrer Schulzeit in Ulm für Computer, nicht nur dafür, was man mit ihnen alles anstellen kann, sondern auch, warum sie überhaupt funktionieren. Nach ihrem Informatikstudium arbeitete sie an der Universität Zürich und im Forschungslabor von Sony in Paris – dort half sie mit, dem Roboterhund Aibo das lebenslange Lernen beizubringen.

Menschenähnliche Intelligenz in Maschinen zu implantieren, das ist das große Faszinosum, was Verena Hafner nicht ruhen lässt. Seit ihr Sohn auf der Welt ist – inzwischen anderthalb Jahre alt – weiß sie aber, wie weit die störrische Technik vom quirligen Leben noch entfernt ist.

Den ersten Quadrokopter-Feldversuch auf einer Adlershofer Wiese haben Hafner und ihr Team aus Sicherheitsgründen abgebrochen. Zu windig. Staub wirbelte auf und drohte, die vielen Chips und Sensoren lahmzulegen. Sie bilden das Hirn des Quadrokopters, mit dessen Hilfe er sich im Raum orientiert. Vorbilder für die Technik haben die Forscher in der Natur gefunden, etwa bei der Wüstenameise in der Sahara. Die schaut einfach in den blauen Himmel und erkennt bestimmte Muster des polarisierten Lichts.

Das Quadrokopter-Entwicklungslabor ist eine Mischung aus chaotischer Bastlerwerkstatt und nüchternem Gruppenbüro. In loser Folge stößt der Blick auf Kabelstränge, Fahrradhelme, leere „Vanilla-Coke“-Flaschen, vergilbte Klebestreifen und teure Markenlaptops. Auch die beiden Quadrokopter wirken etwas lieblos zusammengelötet. „Man kann das noch verschönern“, sagt die Juniorprofessorin. Aber im Team ist niemand, der fürs Verschönern wirklich einen Sinn hat.

Flappflappsirrsirr, so müsste das Roboterinsekt aus Adlershof in der Comicsprache untertitelt werden. 80 Kilometer pro Stunde könnte es fliegen, wenn es denn schon dürfte. Bislang folgte es brav den Anweisungen der Piloten am Joystick. Künftig soll das Insekt autonom auf seiner Ladestation landen können. Dann wäre es in der Betriebspraxis ungefähr auf der geistigen Höhe einer Brieftaube. Von denen weiß man ja auch nicht hundertprozentig, ob sie wieder heimkehren.

Der Quadrokopter-Wettbewerb ist am 20. und 21. September in Finowfurt. Auch Bastler können teilnehmen. Informationen: www.motodrone.de

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