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''Boxhagener Platz": Ein Film um Oma Ottis Ehemänner

Matti Geschonneck dreht „Boxhagener Platz“: Die Tragikomödie spielt im Ostberlin des Jahres 1968 und wird in Babelsberg gedreht. Die Schauplätze in Friedrichshain haben sich zu sehr verändert.

Die „Berliner Straße“ ist grau geworden - und das liegt nicht nur am Wetter. „Wir haben fast die ganze untere Etage neu gestaltet“, erklärte Szenenbildner Lothar Holler gestern in der berühmten Außenkulisse von Studio Babelsberg. Neu ist in diesem Fall jedoch alt: Denn der Film, der hie gedreht wird, spielt im Ostberlin des Jahres 1968. „Obst, Gemüse und Südfrüchte“ verkündet ein verstaubtes Ladenschild, darunter an der Tafel steht das Angebot des Tages: „Kohl weiß“ und „Kohl rot“, außerdem Äpfel. Am Straßenrand steht ein blauer Wartburg, schräg gegenüber ist die Eckkneipe „Feuermelder“ eingezogen – einer der Hauptschauplätze des Films „Boxhagener Platz“ von Regisseur Matti Geschonneck, für den Lothar Holler das Szenenbild macht.

Die Tragikomödie dreht sich um Oma Otti, die sich im hohen Alter und trotz fünf überlebter Männer noch einmal verliebt. Ihre neue Flamme, gespielt von Martin Gwisdek, lernt die rüstige Dame, dargestellt von Gudrun Ritter, bei der Grabpflege auf dem Friedhof kennen. Ins Rollen kommen die Ereignisse im Ostberliner Kiez um den Boxhagener Platz, als Ottis zweiter Verehrer, der Altnazi Fisch-Winkler, tot aufgefunden wird.

Mit der verschroben-liebenswerten Familiengeschichte feierte Torsten Schulz, HFF-Dramaturgieprofessor, bereits vor fünf Jahren sein Romandebüt. Auch das Drehbuch für Geschonnecks Film schrieb Schulz jetzt selbst. Gedreht wird seit März unter anderem in Sachsen-Anhalt und im Studio Babelsberg. Nur am Boxhagener Platz in Berlin-Friedrichshain war das Filmteam nicht: „Dort sieht es jetzt völlig anders aus“, erklärte Regisseur Geschonneck, der Sohn von Schauspiel-Legende Erwin Geschonneck.

Der Streifen soll im März 2010 ins Kino kommen. Für Szenenbildner Holler ist die Arbeit in der „Berliner Straße“ ein Jubiläum: Denn vor fast genau zehn Jahren plante der HFF-Professor das Außenset für den Dreh von Leander Haußmanns „Sonnenallee“. Seitdem entstand in dem potemkinschen Straßenzug unter anderem Roman Polanskis Oscar-gekröntes Drama „Der Pianist“, Dani Levys Hitler-Satire „Mein Führer“ und zuletzt Kultregisseur Quentin Tarantinos Weltkriegsfarce „Inglourious Basterds“. Das Pariser Kino, das Tarantino hier hat aufbauen lassen, ist längst dem DDR-Look gewichen.

Einfach war der Umbau nicht, berichtet Holler. Besonders DDR-Alltagsgegenstände seien heute schwer zu finden: „Die alten Autos gibt es noch, aber altes Klopapier nicht.“Jana Haase

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