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tiefensee

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Bundespresseball: Schritt für Schritt

Neben authentischen Berichten über das Innenleben der Politik interessierte beim 56. Bundespresseball vor allem die Frage: Wer kommt mit wem?

Im nächsten Jahr wird der Bundespresseball zum zehnten Mal in Berlin gefeiert. Bis dahin bleibt Zeit, Schlüsse zu ziehen aus einigen Verhaltensauffälligkeiten, die die Berliner Republik fürs Ballgeschehen mit sich gebracht hat.

Dass der Bundespräsident und seine Frau auch in diesem Jahr wieder die Stars des Balls waren, lag nicht nur, wie man oberflächlich denken könnte, am Amt. Auch nicht daran, dass sich die Toppolitiker des Landes rar gemacht hatten wie nie zuvor. Man glaubte Horst Köhler das Augenzwinkern nicht, wenn er sagte, dass er bei „Pas de Deux“, dem Motto des Balls, zuallererst an seine Frau denke, und das nach 38 Jahren Ehe. Natürlich hatten die Fragesteller bei dieser Steilvorlage geistreiche Statements zur Koalition erwartet. Eva Luise Köhler erzählte hingegen fröhlich, wie gern sie tanzen, aber leider viel zu selten. Sie sahen dabei tatsächlich richtig glücklich aus. In den Gründerjahren der Bonner Republik galt das als Standard.

Längst weiß man, dass das, was das erste Paar des Staates verkörpert, für die beiden selbst vermutlich ein großes persönliches Geschenk, aber kein allgemeingültiges Ideal mehr ist. Trotzdem beherrschten frisch geoutete und wegen des größten anzunehmenden Trubels abwesende Paare wie Maybrit Illner und René Obermann sowie Anne Will und Miriam Meckel das Ballgeflüster so wie in den rot-grünen Jahren zum Beispiel Joschka Fischer mit seinen wechselnden Partnerinnen. Es wäre doch schön, wenn im nächsten Jahr mal alle neuen Formationen, die in Bonn noch als ungewöhnlich gegolten hätten, kommen und von den Fotografen und anderen mit der gleichen lässigen Toleranz und urbanen Selbstverständlichkeit behandelt würden, wie man sie gemeinhin altvertrauten Ehepaaren entgegenbringt. Dann könnte vielleicht auch der von seinem Besuch auf der Bush-Ranch gestählte Joachim Sauer sich einen Ruck und seiner Frau, der Bundeskanzlerin, Gelegenheit geben, mal wieder für eine Überraschung gut zu sein und gegen alle Tradition doch zu kommen.

Der junge Philip Rau hat an der Seite seiner Mutter Christina in diesem Jahr mit so viel coolem Charme vorgeführt, dass man einen Ball ganz locker nehmen kann, zumal wenn man, wie er sagte, unter der Voraussetzung hingelockt wurde, dass man es sich da auch nett und gemütlich machen kann. Dass Mario Adorf, der seine Eintrittskarte in Paris vergessen hatte, erst durch die Kontrollen kam, als ihm die Bundespressekonferenz Ersatz besorgt hatte, ist ein Beispiel dafür, dass die Sicherheit noch flexibler werden kann. Die Glücksgötter fanden das jedenfalls unmöglich und haben Adorf in der Tombola zum Ausgleich eine Reise nach Norwegen zugeschustert.

Es geht nichts über ein mitreißendes Repertoire von Lieblingshits, da ist es bei ansteigendem Promillepegel schon fast egal, ob die von einem Star kommen oder von einer guten Band. Die Currywurst um ein Uhr nachts wurde den Kellnern so hungrig aus den Händen gerissen, als wären nicht schon am frühen Abend die Austerngebirge zügig abgetragen worden. Inklusivgetränke zehren mitunter an Hemmschwellen und gutem Betragen.

Diesmal gab es eine Ballzeitung des Tagesspiegel, die auch Eva Luise und Horst Köhler gern mitnahmen. „Wir wollen ja wissen, wer dabei gewesen ist“, sagten sie. Da glaubte man das Augenzwinkern. Der Bundespräsident und der Vorsitzende der Bundespressekonferenz, Werner Gößling, kennen sich schon seit 1982, sitzen traditionell zusammen beim Ball und haben im Laufe ihrer Karrieren manche gemeinsame Erinnerung gesammelt.

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