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Entdeckt: Charlottenburgs Topmodel

Julian Feitsma läuft für die wichtigsten Marken der Welt über den Laufsteg. Die Karriere des 22-Jährigen begann an einem ungewöhnlichen Ort: auf dem Markt am Kollwitzplatz.

Er ist groß, ziemlich schlank und sehr hübsch: Julian Feitsma ist 22 und läuft viele Kilometer im Jahr auf Modenschauen in Mailand, New York und Paris. Oder er steht vor den Kameras berühmter Fotografen. Beim Interviewtermin allerdings humpelt Julian – er hat sich beim Skateboardfahren in Mailand verletzt. „Es hat angefangen zu regnen, und ich bin ins Schliddern gekommen“, sagt der gebürtige Charlottenburger, nimmt Platz auf der langen Sitzbank des Café Leonhardt am Stuttgarter Platz und legt den kranken Fuß auf einen der schwarzen Stühle.

Nach der Mailänder Fashion Week hat Julian ein paar Tage frei – er braucht nicht viel Zeit, um wieder in Berlin anzukommen. „Wenn ich meine Familie und meine Freunde wiedersehe, ist der Rest ganz weit weg“, sagt er.

Normalerweise ist der 22-Jährige mehrere Wochen im Monat als Model unterwegs. Er ist gut im Geschäft, und er war es von Anfang an. Um den Job, der für viele ein Traumberuf ist, hat sich Julian nicht beworben, er wurde angesprochen, als er 16 war. Damals jobbte er am Wochenende auf dem Markt am Kollwitzplatz, verkaufte Gemüse für fünf Euro die Stunde. An einem dieser Sonnabende wurde der Schüler vom Chef einer Modelagentur angesprochen und gefragt, ob er nicht mal auf den Laufsteg wolle. Das kann man ja mal probieren, habe er damals gedacht und sich in der Agentur vorgestellt – mit der er bis heute zusammenarbeitet.

Nach ein paar Probeaufnahmen wurde auch eine Mailänder Agentur aufmerksam auf Julian, und der Neuling flog nach Italien, und lief auf der Fashion Week – unter anderem für Jil Sander. Ob sich Julian als Model auch durchgesetzt hätte, wenn es am Anfang nicht so gut gelaufen wäre, weiß er nicht. Denn er sei eher der Typ, der ab und zu einen Tritt in den Hintern brauche. Es sei damals eben „seine Zeit“ gewesen. Mittlerweile bevorzugten viele Designer sehr androgyne, dünne Männer, die fast kränklich aussähen. Bei manchen Anproben bekomme er die Hosen gar nicht zu. Was schwer vorstellbar ist, denn auch seine rote Strickjacke kann nicht verbergen, dass Julian sehr, sehr schlank ist. „Ich arbeite jetzt häufiger für Leute, die ein klassisches Schönheitsbild haben“, sagt er.

Im Unterschied zu den weiblichen Models gehe es bei den Männern entspannter zu: Der Konkurrenzdruck ist nicht so stark. „Männer stecken ihre Energie nicht nur in das Modeln, sondern sie überlegen eher, was danach kommt, wie sie die Kontakte und das Reisen nutzen können“, sagt Julian, der neben dem Modeln sein Abitur gemacht hat.

Ein Studium hat Julian auch begonnen, „Economics“, BWL und VWL auf Bachelor. Inzwischen hat er sich allerdings wieder exmatrikuliert – weil er im Moment einfach zu wenig Zeit hat. Zukunftspläne hat er aber trotzdem, ein Projekt mit Freunden, das in Richtung Design und Layout, Graffiti Art und Street Art gehen soll.

Im Dezember 2007 ist Julian für ein paar Tage in die Klatschspalten gerutscht: Weil er mit der Hotelerbin Paris Hilton im Edelclub „Felix“ gesehen wurde – die angeblich mit ihm geflirtet haben soll. „Wir sind befreundet, mehr aber auch nicht“, sagt der 22-Jährige dazu. Und auch, dass es auf der Welt Wichtigeres gebe als Mode, Stars und Sternchen.

Vielleicht arbeitet Julian Feitsma ja auch deshalb immer noch ab und zu auf dem Markt: inzwischen allerdings am Winterfeldtplatz in Schöneberg.

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