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Ehrung: Reagan-Denkmal in Berlin?

Der Sohn des ehemaligen US-Präsidenten Ronald Reagan möchte seinem Vater ein Denkmal in Berlin setzen. Mit ausgesuchten Gästen diskutiert er Unter den Linden darüber, wie eine solche Ehrung aussehen könnte. Bei den berliner Politikern stößt das Anliegen auf wenig Interesse.

Braucht Berlin ein Denkmal für Ronald Reagan? So ganz heiß scheint die Frage nicht zu sein an diesem warmen letzten Juniabend im Jahre 21 nach der visionären Rede des damaligen amerikanischen Präsidenten vor dem Brandenburger Tor. „Öffnen Sie dieses Tor, Mr. Gorbatschow“, hat er damals, zwei Jahre vor dem Mauerfall, vor 25 000 handverlesenen Berlinern auf der westlichen Seite des Tores gefordert. „Reißen Sie diese Mauer nieder.“

Gut 40 Leute sind der Einladung von Reagans Sohn Michael in den Salon des alten Café Einstein gefolgt, wo das Projekt Denkmal besprochen werden soll. Mehr als die Hälfte davon gehören zu seiner Entourage. Don Jordan, ein in Deutschland lebender amerikanischer Publizist, moderiert. Er sitzt mit dem Adoptivsohn von Jane Wyman und Ronald Reagan auf einem braunen Ledersofa. Michael Reagan sieht aus, wie ein Radiomoderator in einem Woody-Allen-Film aussehen würde, und er spricht auch so, wenn er Anekdoten von seinem Vater erzählt, zum Beispiel die, wie das Außenministerium die berühmten beiden Sätze immer wieder aus dem Redemanuskript rausgestrichen hat und wie Reagan sie immer wieder reingeschrieben hat. Sehr schön führt er auch aus, wie der Vater mit nur vier Worten den ganzen Kurs der US-Außenpolitik geändert habe im damals noch tobenden Kalten Krieg: „Wir gewinnen. Die verlieren.“

Solche Präzision möchte man gerne auch mal bei deutschen Politikern erleben, aber es ist leider keiner der Geladenen gekommen, nicht aus dem Bundestag, nicht aus dem Berliner Abgeordnetenhaus. „Nicht mal aus der CDU“, grollt Don Jordan. Dafür bebt Alexandra Hildebrandt vom Mauermuseum vor Betroffenheit. Ob die deutschen Politiker Reagan das Denkmal nicht schuldeten, will sie wissen und setzt anstelle des englischen Wortes für schulden, das Wort „guilty“ wie in „Schuldig im Sinne der Anklage“.

Der amerikanische Gesandte ist auch gekommen und hört aufmerksam zu. Zum Star des Abends wird ein Banker, der vorschlägt, dass man einen Teil der Reagan Library ins Amerika-Haus verfrachten könne. Michael Reagan guckt etwas skeptisch: „Die werden sich von den Sachen nicht trennen wollen“, meint er nachdenklich. „Aber wir sollten dem unbedingt nachgehen. Gute Idee!“ „Sehr inspirierender Vorschlag“, lobt Don Jordan.

Dass das Amerika-Haus ebenso Gegenstand großer Demonstrationen war wie der frühere US-Präsident, der während seiner beiden Besuche auch legendäre Krawalle ausgelöst hat, kommt an diesem Abend nicht zur Sprache.

Reagans Einstellung zu Demonstranten freilich kannte der Sohn und zitiert noch einmal den Vater mit den Worten: „Manche mögen dich. Andere nicht.“ An der Stelle wünscht man sich fast einen Reagan auf dem Pferd, wie er vom Brandenburger Tor aus der untergehenden Sonne entgegenreitet. Wo das Denkmal stehen soll, das privat finanziert werden soll, will der 63-jährige Michael Reagan „den Berlinern“ überlassen. Wo immer sie auch stecken mögen. Elisabeth Binder

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