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Das Filmteam. Viele Monate haben die Macher in der Bar gefilmt, nun soll daraus ein Film werden. Die Kosten: 25.000 Euro. Die Hälfte des Geldes haben die schon zusammen.

© Doris Spiekermann-Klaas

Film-Doku: Bar 25: Szenen aus der Szene

250 Stunden lang wurde in der Bar 25 gefilmt, daraus wird eine Doku - falls bis 5. Januar genug gespendet wird.

Immer wieder hieß es: Dieser Sommer wird der letzte sein. Doch dann wurde jede Saison nur noch bunter und verrückter als die vorige. Gestimmt hat es in diesem Jahr am Ende aber doch: Im September schloss die legendäre Bar 25 endgültig ihre Pforte im buntbemalten Lattenzaun am Friedrichshainer Spreeufer. Die Grundstückseigentümerin Berliner Stadtreinigung (BSR) will den kontaminierten Boden des Geländes sanieren, das zum Investorenprojekt Mediaspree gehört.

Nach sieben Jahren, unzähligen Partys und Konfetti-Schauern sind die Holzbuden der Bar 25 nun in Containern verstaut. Nichts an der Holzmarktstraße 25 ist mehr sichtbar vom Traum, den urbane Glücksritter und Cowgirls, Weltverbesserer und Tagträumer, Partypeople und Selbstdarsteller gemeinsam geträumt – und viele von ihnen würden sagen: gelebt haben. Nun soll ein Film mit dem Titel „Bar 25 – Der Film“ an die Ära der Strandbar erinnern, die zahlreiche Fans im Laufe der Jahre liebevoll als „schwarzes Loch“ bezeichneten. Ein Wurmloch, das alles verschlingt und in dem ein Tag 25 Stunden hat. Andere suchten den Vergleich mit dem Kaninchenloch von Alice im Wunderland – eine Parallelwelt, in der es völlig normal ist, dass die wunderlichsten Dinge geschehen.

„Wir wollen mit dem Film zeigen, dass es sich lohnt, fest daran zu glauben, was man sich wünscht“, sagt Regisseurin Nana Yuriko. Die 37-Jährige ist davon überzeugt, dass sich die kreative Energie des Bar-Projekts weiterträgt, das Yuriko wegen ihres gesellschaftsverändernden Potenzials nach Joseph Beuys gern als „soziale Plastik“ bezeichnet. Erst einmal soll aber der Film den Geist der Bar 25 in einer bunten Mischung aus Doku- und Spielfilm konservieren – wenn bis zum 5. Januar genug Geld für die Postproduktion beisammen ist. Gesammelt wird auf www.inkubato.com, und los geht es erst, wenn die Zielmarke von 25 000 Euro erreicht ist. Zurzeit haben 37 Spender etwa die Hälfte gegeben.

Seit 2003 hat „25Films“ – das sind Yuriko und Britta Mischer, Peppa Meissner und Alexander Schmalz, die alle auch hauptberuflich für Film und Fernsehen arbeiten – die Bar und ihre Protagonisten mit der Kamera begleitet und dabei 250 Stunden Filmmaterial gesammelt. Sie waren dabei, als die ersten Nägel eingeschlagen und die Schaukeln und Hängematten in den Bäumen aufgehängt wurden und als das Karussellpferd auf den Spielplatz für Erwachsene an der Spree einzog. Und sie haben erlebt, wie das Gemeinschaftsprojekt immer größer und auch bei Touristen immer beliebter wurde. Wie ein Swimmingpool, eine Sauna, ein Hütten-Hostel und ein Restaurant auf dem halbverwilderten Gelände errichtet wurden und ein Musiklabel und eine Radiostation hinzukamen. Ihre Filmsequenzen zeigen Gäste, die eine Leiter hinauf Rasen mähen, die in einem Konfetti-Berg schlafen, diskutieren und tanzen und sich zu den wilden Kostümpartys der Bar als Piraten und Roboter, als 20er-Jahre-Diven und Elfen verkleiden. Und sie dokumentieren die viele Tränen beim allerletzten Partymarathon über mehrere Tage und beim nachfolgenden Abriss, den die Betreiber zusammen mit zahlreichen Freunden und Gästen selbst vornahmen.

Auch von vier der sieben „Entscheider”, wie sie sich selbst nennen, soll der Film erzählen. Die Mittdreißiger haben auf dem Gelände gelebt, hier Blumen gepflanzt und Kinder gezeugt und einen Betrieb geschaffen, in dem zum Schluss saisonal rund 260 Menschen mit einem Mindestlohn von 8,50 Euro beschäftigt waren. Es sind Christoph Klenzendorf, der sagt, dass er sich immer bewusst war, dass gut essen und feiern zu können in dieser Welt ein Privileg darstellt. Danny Faber, seit 2003 Kreativdirektor der Bar, der sich nicht mehr vorstellen kann, allein in einer normalen Wohnung zu leben. Juval Dieziger, der früher im Cookies kochte und am liebsten verhindern möchte, dass sich an der Spree gesichtslose Mittagsgastronomie zwischen Bürogebäuden ansiedelt. Und Radiomoderatorin und Türsteherin Steffi Lotta, die nicht nur wegen ihrer fantasievollen Kleidung, sondern auch wegen ihrer harten Türpolitik bekannt war – denn längst nicht jeder durfte im Wunderland feiern.

„Die Betreiber haben nicht die finanziellen Rücklagen, um einen kostspieligen Kinofilm mitzufinanzieren, da alle Mittel für zukünftige Projekte benötigt werden”, sagt Yuriko. Alle Einnahmen der Bar seien quasi direkt in Konfetti investiert worden. Es gebe aber bereits viele Unterstützer, darunter auch ein Prominenter aus der deutschen Filmbranche. So hat das Radialsystem dem Filmteam ein Büro zur Verfügung gestellt. Wenn alles klappt, sollen die von Ardenfilm mitproduzierte Dokumentation und der dazugehörende Soundtrack – unter anderem mit Bonaparte und Martin Gretschmann alias Acid Pauli von The Notwist – im kommenden Herbst oder spätestens zur Berlinale 2012 erscheinen.

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