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STADTMENSCHEN: Glänzende Handarbeit

Die Frau des Abends war gar nicht im Saal. Marianne Faithfull, hauptberuflich Sängerin, erholt sich gerade in England von ihrer Welttournee.

Die Frau des Abends war gar nicht im Saal. Marianne Faithfull, hauptberuflich Sängerin, erholt sich gerade in England von ihrer Welttournee. Trotzdem bekam sie am Donnerstagabend bei der Premiere von „Irina Palm“ im Kino International viel Applaus. In der Tragikomödie mimt Faithfull eine arbeitslose Mittfünfzigerin, die Geld für ihren kranken Enkel braucht und deshalb in einem Londoner Erotikclub anheuert, um Männer mit der Hand zu befriedigen. Das macht sie so gut, dass die Kunden bald Schlange stehen. Und Marianne Faithfull spielte ihre Rolle so überzeugend, dass der Streifen zwar echt, aber nie vulgär wirke, betonte Regisseur Sam Garbarski nach der Premiere. Tatsächlich werden im Film keine Geschlechtsteile gezeigt, ständig versperren Schultern, Mäntel oder Kaffeekannen die Sicht. „Trotzdem bekommt der Zuschauer alles mit: nämlich in Mariannes Mimik.“ Auch die Co-Darsteller Miki Manojlovic und Dorka Gryllus schwärmten von der abwesenden Sängerin. Und Garbarski enthüllte, dass es sehr wohl Überzeugungsarbeit gekostet habe, Marianne Faithfull für die Rolle zu begeistern – jedoch nicht wegen der schlüpfrigen Handlung, sondern wegen eines klotzigen Stiefelpaares. Das musste sie laut Drehbuch in allen Szenen tragen. „Privat bevorzugt Marianne Louis Vuitton und Dior, das war also eine ziemliche Umstellung.“ Warme Worte hatte es auch schon vor der Premiere gegeben. Da wurden 26 Berliner und Brandenburger Kinobetreiber mit dem Kinoprogrammpreis 2007 geehrt. Deren „anspruchsvolles Programm jenseits der Blockbuster“ würdigten die Medienboard Berlin Brandenburg und der Hauptverband Deutscher Filmtheater mit insgesamt 210 000 Euro. sel

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