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Ich + Er: Humpe und Raabes Album kommt im Januar

Annette Humpe und Max Raabe haben ein gemeinsames Album aufgenommen. Im Januar kommt es raus, im Sommer ist Konzert in der Waldbühne.

Bisschen dada ist das schon, was die zwei Größen sich da ausgekaspert haben. So Textzeilen wie „In Kairo schleckt ein dickes Krokodil ein Eis am Stiel“. Er verstünde nicht, warum sie eigentlich erst so spät darauf gekommen seien, seufzt Max Raabe und meint nicht die Zeile, sondern seine Zusammenarbeit mit Annette Humpe. Zwölf Lieder haben die beiden jetzt zusammen ausgeheckt. Humpe hat das Album „Küssen kann man nicht alleine“ auch produziert. Am 28. Januar kommt es raus, im Februar beginnt die Tournee. Und Dienstagabend gab es in den Planet-Roc-Studios auf dem ehemaligen DDR-Rundfunkgelände in der Nalepastraße schon eine Kostprobe zu hören.

Humpe und Raabe, beide seit Jahrzehnten im Musikgeschäft, beide auf ihre Art Popstars und beide internationale Exportschlager machen zwischen den Backsteinwänden des ehemaligen Filmgeräuschestudios eine ziemlich lässige Figur. Sie tragen Schwarz, sitzen auf dem roten Sofa. lauschen den eigenen Songs und kommentieren dies und das. Beim Radfahren sei ihr die Idee zum Titelsong „Küssen kann man nicht alleine“ gekommen, erzählt die abenteuerlustigste 60-Jährige der Berliner Musikszene. „Und in Deutschland gibt es nur einen, der so eine Zeile singen kann.“ Also hat sie Ende 2008 den Mann mit dem meisten Gespür für Ironie und Sentiment deutscher Vorkriegsschlager angerufen. Texte mit Wortwitz, auf die Humpe Lust hatte, seien nichts für ihren Ich+Ich-Partner Adel Tawil, mit dem sie trotz Bandpause in stetem Kontakt steht. Der fände das toll, sei als Sänger dafür aber überhaupt nicht geeignet, erzählt Humpe. Und Schwester Inga Humpe, die in Mitte im selben Haus wie Max Raabe wohnt, habe ihr immer mal wieder gesagt, dass solche Texte gut zu Raabe passen könnten. Das findet der inzwischen auch.

Zum Arbeiten getroffen haben sie sich im Studio von Arrangeur Christoph Israel in Prenzlauer Berg. Und da zeigte Max Raabe dann Annette Humpe, dass man das Wort „Eifersucht“ auf Deutsch singen kann, ohne dass es „eckig“ klingt. Auf dem Album nachzuhören im mit Hackbrett angezitterten, lakonischen Tango „Eifersüchtiger Mann“. Die Silvesterhymne für nächstes Jahr haben sie auch schon gefunden: Im mit sehnsüchtigen, glamourösen Bläserfanfaren geschmückten Liebeslied „Mit dir möchte ich immer Silvester feiern“. Überhaupt ist bei dieser Gemeinschaftsarbeit viel Liebe im Spiel: zur Liebe, zur Musik, zur Wehmut, zur Sprache und zu Späßchen. Der Held des Titelvideos ist ein fransiger Frosch mit Frauenproblemen.

Und was soll dieser Mix aus Humpe, Raabe, Band und Orchester jetzt sein? Orchesterpop, sagt Max Raabe, oder genauer „die konsequente Weiterführung des Pops der dreißiger Jahre“. Annette Humpe hat keine Worte dafür. Na dann vielleicht Unterhaltungsmusik, gehobener Schlager, Popschlager oder eben deutsche Musik der Zwanziger und Dreißiger bis heute weitergedacht? Nö, sagt sie, „klingt alles viel zu unsexy“. Sie brauche keinen Genrebegriff, hat sie für ihre Musik nie gebraucht. Sollen die anderen einen finden. Ihrer Abneigung, Konzerte zu geben, bleibt sie übrigens auch mit Max Raabe treu. Beim Auftritt in der Waldbühne muss er allein antreten.

Max Raabe und Palast-Orchester „Küssen kann man nicht alleine“, Waldbühne, 20. August 2011, Tickets von 37 bis 60,50 Euro unter www.berlin-ticket.de.

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