zum Hauptinhalt
Ihr alter Arbeitsplatz. Bis 2008 arbeitete Elke Heidenreich beim ZDF, wo sie die Sendung „Lesen“ moderierte. Dann ging sie im Streit.

© promo/ZDF/Frank Hempel

Kino Babylon: Elke Heidenreichs Traum von Musik

Von Campino bis Axel Hacke, von Heiner Geißler bis Senta Berger: Sie alle mögen Musik. Warum? Elke Heidenreich weiß die Antworten und liest diese nun im Kino Babylon vor.

Was bedeutet Musik? Eine einfache Frage, auf die wohl jeder Mensch eine andere, ganz individuelle Antwort hat. Elke Heidenreich hat einige dieser Antworten gesammelt und sie mit dem Titel „Ein Traum von Musik“ soeben herausgebracht. Campino von den Toten Hosen neben dem Dirigenten Kent Nagano, Schriftsteller Axel Hacke oder Sänger Reinhard Mey – insgesamt haben 46 Musiker, Künstler, Schauspieler und Politiker ihre „Liebeserklärung“ an die Musik zu Papier gebracht. „Es ist ein wunderbarer Sammelband geworden“, findet Heidenreich. Auch Regisseur Volker Schlöndorff, der ehemalige CDU-Generalsekretär Heiner Geißler und Schriftsteller Bernd Schroeder sind dabei. Mit ihnen stellt Elke Heidenreich das Buch am Donnerstag in der Reihe „Literatur live“ im Babylon-Kino in Mitte vor.

Die Idee hatte sie bereits vor dem großen Eklat mit dem ZDF, wo man Heidenreich hinauswarf, als sie die Qualität des Programms laut kritisierte und öffentlich ihren Rücktritt von ihrer Sendung „Lesen!“ anbot, die fünfeinhalb Jahre lang knapp zwei Millionen Menschen an die Bildschirme gelockt und im Schnitt zwei Bestseller pro Folge produziert hatte. Lange Zeit hatte Heidenreich für einen besseren Sendetermin als freitags um 22.30 Uhr gekämpft. „Ich fand, die Sendung hatte etwas Besseres verdient“. Sie ahnte bereits vor dem Eklat, dass sie mit diesem Wunsch scheitern würde. Einen anderen Ort als die späten Abendstunden scheint es für Literatur im Fernsehen nicht zu geben.

Gleichzeitig arbeitete sie schon damals an einem Plan B, der ihre zweite Leidenschaft, die Musik, stärker in den Fokus rücken sollte. Heidenreich arbeitet seit Jahren an der Kölner Kinderoper, wo sie Libretti schreibt und über 20 Opern auf die Bühne brachte. Als Verlegerin Bücher und Musik zu kombinieren, war die Idee, die der Bertelsmann-Verlag ihr schließlich ermöglichte. Dort bekam sie eine eigene Edition, in der nun bereits ein gutes Dutzend Bücher erschienen sind: Sachbücher, wie den Nachlass von Edward Said oder die Musikschriften von Hans Neuenfels, aber auch Romane, Erzählungen, Geschichten. „Ein Traum von Musik“ ist sozusagen die Feier ihres ersten Editions-Jubiläums, es vereint „lauter Menschen, die ich kenne, die Musik machen, mit Musik zu tun haben, über Musik nachdenken.“

Angefangen mit ihr selbst. Zur Einführung in das 384 Seiten starke Werk erzählt Elke Heidenreich, warum sie sich ihr Leben lang in Musiker verliebt hat. Ein Jahr lang hat es gedauert, die folgenden 45 kleinen Geschichten zusammenzutragen. Auf meist weniger als zehn Seiten erzählen die Autoren oft sehr persönlich von ihren ersten Berührungen mit der Musik. Heiner Geißler erklärt, wie seine Mutter ihn für Schubert infiziert hat; Heidenreichs langjährige Freundin Senta Berger schreibt über ihren traurigen Vater, der als Musiker scheiterte, weil er im Betrieb seines Vaters arbeiten musste. Campino berichtet, wie seine Mutter ihm extra einen neuen Mantel kauft für ein klassisches Konzert und es so furchtbar findet, dass er Punker wird und den Mantel nie mehr trägt. „Die meisten hangeln sich an ihrem eigenen Leben entlang“, sagt Heidenreich, denn in der Familie finde normalerweise die erste Begegnung mit der Musik statt, „das war bei mir auch so“. Und bei Ursula von der Leyen, die, damals noch Familienministerin, sich über die Wichtigkeit der frühkindlichen Musikförderung auslässt.

Da Heidenreich ihren Autoren keine Vorgaben machte, schickten andere ihr aber auch literarische Geschichten, wie die Journalistin Johanna Adorján und Autor Bernd Schroeder; Verleger Michael Krüger sogar nur ein ganz kleines Gedicht über Schubert.

Eine feine Sammlung ist dabei herausgekommen, die Elke Heidenreich hörbar stolz macht. Natürlich hätte sie gern ein wenig mehr Aufmerksamkeit für ihre Bücher, hofft, dass ihr Name nun dazu beiträgt. So kommt Elke Heidenreich nun von der Suche nach neuen Autoren an ihrem Kölner Schreibtisch wieder ein Stück zurück ins Rampenlicht und liest selbst, wie am Donnerstag im Babylon.

Vielleicht fehlen sie ihr doch, die öffentlichen Auftritte, auch wenn sie sagt: „Mir ist es egal, ob ich im Fernsehen bin.“ Was ihr fehle sei ihre Sendung, „weil ich die wichtig finde. Weit über mich hinaus.“ Um Leute zu erreichen, die nicht das Feuilleton lesen oder von selbst auf gute Bücher stoßen. Wenn man ihr einen schönen Termin anböte, würde sie es sofort wieder machen. Solange trägt sie den Kampf für die Literatur auf einem anderen Terrain aus. Und hat ihn um die Musik erweitert.

„Ein Traum von Musik“, Donnerstag, 30. September, Kino Babylon, Rosa-Luxemburg-Str. 30, Beginn 20 Uhr, Karten: 15 Euro. www.babylonberlin.de.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false