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Amy Winehouse

© dpa

Musik: Die Wackelkandidatin

Die Britin Amy Winehouse gilt als talentiert, exzentrisch – und unzuverlässig. Heute singt sie im Tempodrom.

Die zurückliegende Woche im Leben von Amy Winehouse verlief vergleichsweise unspektakulär. Die britische Popsängerin besuchte eine Modenschau, lieferte sich in einem Nachtclub einen lautstarken Streit mit Ehemann Blake Fielder-Civil und ließ sich bei der Verleihung der Q-Awards wegen Unwohlseins entschuldigen. Dass die Trophäe in der Kategorie „Beste Sängerin“, die Produzent Mark Ronson stellvertretend entgegennahm, wenig später auf der Toilette einer Bar gefunden wurde, verwundert letztlich wohl niemanden mehr. Die Frau mit der imposanten Bienenkorbfrisur und den dicken Lidstrichen verursachte in der Vergangenheit schon dickere Schlagzeilen.

Am heutigen Montag soll Amy Winehouse im Tempodrom auftreten. Es gebe bislang keine Hinweise darauf, dass das Konzert ausfallen werde, versichert ein Sprecher des Konzertveranstalters auf Anfrage. Dabei ließ die Sängerin in der letzten Zeit Auftritte immer wieder kurzfristig platzen. Grund dafür: ihre exzessive Affinität zu Alkohol und Drogen. Zur Beantwortung der Frage, ob Winehouse es tatsächlich nach Berlin schaffen wird, könnte man also auch die Blätter eines Gänseblümchens zupfen – die Aussagekraft wäre in etwa die gleiche.

Dabei sah es zwischenzeitlich gar nicht mal so schlecht aus, es schien sogar, als wolle Amy Winehouse ihr Leben doch noch in den Griff bekommen. Nach einem Zusammenbruch vor zwei Monaten begab sich die Sängerin gemeinsam mit ihrem Ehemann in eine Entzugsklinik. Diesen Schritt hatte sie bis dahin stets verweigert – und davon in ihrem Hit „Rehab“ gesungen: „They tried to make me go to rehab but I said ,no, no, no‘“. In der Entzugsklinik hielt es das exzentrische Ehepaar aber nur wenige Tage aus. Kurz darauf prügelte es sich wieder im Rausch durch ein Londoner Hotel und wurde dabei von Paparazzi fotografiert. Die Aufnahmen, die Winehouse völlig derangiert und mit blutdurchtränkten Schuhen zeigten, waren in allen internationalen Boulevardblättern zu sehen.

Das Tragische an all dem: Die Bilder dokumentieren den Verfall einer Frau, die mit ihrer markant rauchigen Stimme als eines der großen Talente der Musikbranche gilt. Vier Jahre ist es her, dass Amy Jade Winehouse ihr Debüt „Frank“ veröffentlichte. Darauf offenbarte die gebürtige Londonerin ihre Vorliebe für HipHop, Soul, R’n’B und Jazz – Letzteres vor allem deshalb, weil ihre Eltern zu Hause gerne Ella Fitzgerald, Dinah Washington und Frank Sinatra hörten. Und auch wenn sich Winehouse mit ihrer ersten Platte viel Aufmerksamkeit verschaffte: Der große Durchbruch gelang der Musikerin mit den vielen Tattoos auf dem dürren Körper erst im vergangenen Jahr. Da erschien ihr zweites Album „Back To Black“, eine Art Hommage an den 60er-Jahre-Motown-Sound von den Supremes und Marvin Gaye. Es brachte ihr unter anderem Auszeichnungen bei den Brit- und Mobo-Awards ein.

Von ihren Kollegen wird Amy Winehouse trotz ihrer privaten Eskapaden geschätzt. Mick Jagger äußerte öffentlich den Wunsch, dass sie die Kurve kriegen solle. Wohlwollende Worte für jemanden, der eigentlich sauer auf die Sängerin sein müsste. Kurz zuvor sagte die 24-Jährige ihren Auftritt im Vorprogramm der Rolling Stones ab. Und ob es je zu einer Zusammenarbeit mit Popstar Prince kommen wird, ist ebenfalls ungewiss, auch wenn der Sänger noch so sehr darauf hofft. Schön wäre es schon, wenn Winehouse es heute Abend einigermaßen pünktlich auf die Bühne schafft. Da die vergangene Woche vergleichsweise unspektakulär verlief, stehen die Chancen darauf gar nicht mal so schlecht.

Heute im Tempodrom, Möckernstraße 10, Beginn 20 Uhr, Karten ab 36 Euro.

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