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Schlittenfahren: Bahn frei, jetzt komm’ ich!

Innsbruck oder Garmisch? Nö. Die Wintersportmetropole des neuen Jahres heißt Berlin. Wo sich’s besonders gut rodeln lässt, erfahren Sie hier.

So was gab’s noch selten zur Winterzeit. Die Alpenbewohner schauen in diesen Tagen neidisch auf Berlin. Während es in Innsbruck oder Garmisch-Partenkirchen bei milden Temperaturen erst ab 1000 Metern Höhe ein wenig weiß wird, freuten sich die Berliner am Neujahrstag über zauberhafte Winterbilder und knackige Kälte. Berlin, Hauptstadt des Wintersports – zumindest in punkto Rodeln. Schließlich sind unsere Parks und Wälder hügeliger, als man denkt. Tausende kleine und große Schlittenfahrer hatten am Freitag jede Menge Spaß auf zwei Kufen. Und die gute Nachricht dazu: Das Super-Rodelwetter soll noch ein Weilchen bleiben. Wo geht’s abwärts? – lautet die Frage der Saison. Wir stellen Rodelbahnen vor.

Juchzer und „Bahn frei!“-Rufe, gute Laune in allen Gesichtern, Familien, die Hand in Hand den Berg hinaufpilgern, um dann auf vollbesetzten Schlitten die Lust am Tempo zu genießen. So geht’s jetzt beispielsweise auf der Rodelbahn an der Onkel-Tom-Straße im Grunewald zu. Die gut zwanzig bis dreißig Zentimeter hohe Schneedecke ist hier von Kufen perfekt glatt gebügelt. Die steilen ersten 50 Meter sind vereist, geben mächtig Schwung für den Rest der rund 200 Meter langen Bahn. Es ist eine der schnellsten Abfahrten der Stadt. Wer sich das nicht gleich traut, kann auf dem Weg dorthin erst ein wenig im Zehlendorfer Fischtalpark an der Onkel-Tom-Straße trainieren. Da sind die Schrägen sanfter, man rutscht ganz entspannt.

Ein Klassiker im Grunewald ist natürlich der 120 Meter hohe Teufelsberg. Auch dort geht’s rasant hinab, doch Vorsicht: in dieser Saison gibt’s Klagen. Teils überwuchert hohes Gestrüpp die Piste, es wurde im Herbst vom Bezirksamt nicht zurückgeschnitten und vermiest jetzt den Rodelspaß.

Gut in Schuss sind hingegen die Abfahrten auf allen Berliner Trümmerbergen. Als diese in den Nachkriegsjahren aus dem Schutt zerbombter Häuser aufgehäuft wurden, dachte bestimmt noch niemand an die wintersportlichen Qualitäten der teils recht steilen Hügel. Am Mont Klamott im Volkspark Friedrichshain, den die Frontfrau der DDR-Rockgruppe Silly Tamara Danz einst besang, gibt es gleich zwei Abfahrten mit unterschiedlicher Länge und Rasanz. Nicht weit entfernt, im Volkspark Prenzlauer Berg, blickt man vom Startplateau in 100 Metern Höhe auf eine ungewöhnlich breite Piste hinab. Hier kommt sich kaum jemand in die Quere, egal, wie flott er ist. Solche Bedenken muss man hingegen auf der Rixdorfer Höhe in der Hasenheide in Neukölln erst gar nicht haben. Dort ist Gemütlichkeit angesagt, Rodeln für Anfänger. Nervenkitzel garantieren hingegen zwei weitere Trümmerberge: die 85 Meter hohe Humboldthöhe im Volkspark Humboldthain in Wedding und die Abfahrt am 78 Meter hohen „Insulaner“ in Schöneberg. Knapp 40 Sekunden benötigt man, um von der Humboldthöhe hinabzusausen, am Insulaner ist die Freude sogar noch dauerhafter. Dessen Abfahrt gilt mit 220 Metern als die längste Berlins. Mancherlei Buckel fordern dort allerdings den gewieften Rodler heraus.

Familienidyllen trifft man im Viktoriapark am Kreuzberg. Dort bieten sich Hänge verschiedenster Schwierigkeitsgrade an, hier dürfen schon die Kleinsten alleine die sanfte Sause genießen, es wird gepicknickt, die Glühweinbecher kreisen, der Kiez geht rodeln. Ganz ähnlich versammeln sich die Zehlendorfer im Thielpark an der gleichnamigen U-Bahnstation der Linie U3, dessen Hänge ein sanft abschüssiges Tal bilden. In Wedding bietet der Volkspark Rehberge solche harmonischen Winterfreuden, in Steglitz der Ruth-Andreas-Friedrich-Park am Fichtenberg, in Marzahn der Bürgerpark, in Lichtenberg der Stadtpark oder in Reinickendorf die Hügel des Freizeitparks Lübars. Nur in Mitte sieht es rodelmäßig ganz schlecht aus. Für ein paar Rutschversuche bleibt allerhöchstens der Weinbergspark.

Da haben es die Spandauer besser. In ihrem Bezirk erhebt sich an der Heerstraße bei Staaken der 87 Meter hohe Hahneberg – ein sportives Rodel-Highlight, zu dem sich ein Ausflug auch aus weiterer Entfernung lohnt. Die kurvenreiche Piste wird immer schneller. Wer am Ende nicht einen ordentlichen Zacken drauf hat, muss beim Lenken schon vieles falsch machen.

Am Montag geht wieder die Schule los. Es bleiben noch zwei unbeschwerte Rodeltage. Und an denen kann alles nur noch frostiger werden. Am Samstag sollen nach den Vorhersagen der Meteorologen noch mal bis zu fünf Zentimeter Neuschnee fallen. Danach, versprechen sie, „bleibt der Himmel wolkenlos und tagsüber sonnig.“ Bei bis zu zwölf Grad minus. 

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