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Maria am Ostbahnhof

© Wolff

Razzia: Tanz mit der Polizei

Alle auf den Boden – keiner bewegt sich: Es gibt Ärger um die Razzia im Friedrichshainer Club "Maria am Ufer".

Als die behelmten Beamten in den Club stürzten, war die Party erst mal zu Ende. Licht an, Musik aus. „Alle auf den Boden! Keiner bewegt sich!“, riefen die Polizisten den Feiernden zu. Das war am vergangenen Sonntag, kurz vor zwei Uhr morgens. Wenn Benjamin Biel, 44, Betreiber des Friedrichshainer Clubs „Maria am Ufer“, an die Polizeirazzia diese Nacht denkt, dann schwingt noch immer Ärger in seiner Stimme mit. Dass die Polizei vor allem ihn und seine Angestellten des Drogenhandels verdächtigt, empfindet er als „eine groteske Unverschämtheit“.

Die 170 Bereitschaftspolizisten überprüften knapp vier Stunden lang Gäste, DJs und Angestellte des Clubs am Stralauer Platz an der Spree. Auch einen Rauschgiftspürhund, der sich durch das Club-Mobiliar schnüffelte, hatten die Beamten dabei. Dabei gingen die Polizisten offenbar nicht sonderlich zimperlich mit den Partygästen um. Wer sich beschwerte, bekam „eins aufs Maul“, wie Biel formuliert. Doch am Ende stellte sich heraus, dass der Club offenbar doch nicht die vermutete Drogenhölle war: Bei zwölf der mehr als 120 überprüften Gästen wurden Drogen gefunden. „In Kleinstmengen“, wie Biel betont.

Dabei hatte die Polizei nicht einmal einen Durchsuchungsbeschluss. Diesen braucht sie auch nicht, wenn „Gefahr in Verzug ist“. Darauf hat sich die Polizei bei der Razzia berufen. Die Maria am Ufer ist bei der Polizei als „kriminalitätsbelasteter Ort“ eingestuft worden. „Wir hatten Erkenntnisse, dass dort mit Drogen gehandelt wird. Denen sind wir nachgegangen“, sagt ein Polizeisprecher.

Biel kann das nicht verstehen. „Die Razzia war eindeutig gegen mich und die Angestellten gerichtet, denn es wurden vor allem Lagerräume und Keller durchsucht“, schildert Biel. Ein Verdacht, der ihn ärgert. „Ich habe nie mit Drogen gehandelt“, sagt er. Außerdem habe er einen achtjährigen Sohn. womit er wohl ausdrücken will, dass ein Familienvater nie so unvernünftig wäre, in Drogengeschäfte einzusteigen. Der Club-Betreiber sagt, er könne nicht die Verantwortung dafür tragen, wenn Gäste Rauschgift dabeihaben. „In jedem Club, in jeder Disko wird man Drogen finden“, ist sich Biel sicher. Schließlich sei dies ein gesellschaftliches Problem. „Das kann ich als Club-Betreiber doch nicht lösen.“ Biel verweist auf den Weinbergspark, auf die Hasenheide und die U-Bahn-Linie 8: „Das sind doch alles Drogenschwerpunkte. Den Handel dort bekommt die Polizei selbst nicht in den Griff.“ Und dann soll ihm dasselbe in seinem Club gelingen? Biel hat nun einen Rechtsanwalt eingeschaltet, der möglicherweise auch Schadenersatz fordern wird.

Dem sieht die Polizei gelassen entgegen. „Nach unseren Erkenntnissen ist der Einsatz korrekt abgelaufen“, sagt ein Polizeisprecher. Klar sei, dass zu einer Razzia immer das „Überraschungsmoment gehöre, damit niemand Drogen verschwinden lassen könne. Gäste, die sich von den Ermittlern falsch behandelt fühlten, stehe es offen, sich jederzeit beim Polizeipräsidenten zu beschweren oder Anzeige zu erstatten. Doch dies sei bislang nicht geschehen. Deshalb weist die Polizei auch jeden Vergleich mit einer Razzia in der Friedrichshainer Diskothek „Jeton“ im August 2005 weit von sich. Bei dem auch von Sicherheitsexperten stark kritisierten Einsatz wurden etwa 40 Gäste von Beamten verletzt. Die Polizei stürmte die Disko, weil sie dort einen harten Kern von Hooligans vermutete. Eines der Opfer klagt nun auf 15 000 Euro Schadenersatz.

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