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Techno-Club: Nach der Geburtstagsfete wird der Tresor zur Kunsthalle

Seit drei Jahren will Dimitri Hegemann das ehemalige Heizkraftwerk zu einer Kunsthalle umbauen, doch die Schwierigkeiten häuften sich.

In Feierlaune ist Dimitri Hegemann noch nicht. Dabei steht am Wochenende der 19. Geburtstag des „Tresors“ an. Namhafte DJs wie Blake Baxter und Rush haben sich angesagt. Aber den Chef plagen derzeit ganz andere Gedanken: Schon seit drei Jahren will der Partymacher das ehemalige Heizkraftwerk zu einer großen Kunsthalle ausbauen, ganz nach dem Vorbild der „Tate Modern“ in London. Die Finanzierung des Vorhabens hat sich jedoch gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten schwierig gestaltet.

„Ich komme mir vor, als wollte ich den Mount Everest bei Gegenwind besteigen“, sagt Hegemann. Über Umwege hat er nun Geldgeber gefunden. 2,5 Millionen Euro sollen die Ausbauarbeiten kosten, ein Großteil der Summe geht für die Sicherheitsauflagen des Bezirksamts drauf. Eine Sprinkleranlage soll eingebaut, der Lärmschutz muss verbessert werden. Gut 3000 Besucher werden sich künftig gleichzeitig in der 20 000 Quadratmeter großen und 30 Meter hohen Halle aufhalten können. Hegemann klingt erschöpft, wenn er von den vielen Behördenterminen spricht: „Ich wäre gerne schon weiter, es ist zum Teil sehr ermüdend.“ Spätestens Ende Mai sollen die Arbeiten weitestgehend abgeschlossen sein, weil dann die Vorbereitungen für das „International Design Festival Berlin“ anlaufen, das vom 9. bis 13. Juni im Tresor stattfinden wird. Dass sich die Investition lohnt, davon ist Hegemann überzeugt. „Der Ausbau zu einer großen Kunsthalle macht auf lange Sicht Sinn.“ Es hätten sich schon mehrere namhafte Künstler gemeldet, die die Halle gerne bespielen würden. Wer, will Hegemann jedoch noch nicht verraten.

Nebenbei expandiert der „Tresor“ auch international. Bereits im vergangenen Oktober gab er ein Gastspiel in Schanghai, Ende März stehen Kooperationen mit Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt an. Und auch China steht wieder auf dem Plan: Der Tresor ist zur Expo 2010 in Schanghai eingeladen, mit einem Club in Peking will Hegemann künftig enger zusammenarbeiten. Die Atmosphäre dort erinnere ihn an die Zeit kurz nach dem Mauerfall. Dort sei der Mut zum Experiment noch möglich – in Berlin vermisse er den zunehmend. „Hier muss man immer mehr kämpfen, um zu überleben. Ich wünschte, das Potenzial der Kreativwirtschaft fände mehr Anerkennung.“

Die findet Dimitri Hegemann immerhin bei den Nachtschwärmern. Seit nunmehr 19 Jahren halten sie dem „Tresor“ die Treue. Kurz nach der Wende wurde Hegemann auf das leer stehende Wertheim-Gebäude in der Leipziger Straße in Mitte aufmerksam, wenig später fanden dort die ersten Partys statt. 2005 war jedoch Schluss, der Club musste einem Bürogebäude weichen. Fast zwei Jahre lang suchte sein Betreiber nach einem neuen Standort, im Mai 2007 feierte der „Tresor“ an der Köpenicker Straße in Mitte Wiedereröffnung.Nana Heymann

Köpenicker Straße 70, Beginn jeweils um 0 Uhr, Eintritt am Freitag 13 Euro, am Sonnabend 15 Euro

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