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Walter Müller.

© Mike Wolff

Überraschender Rücktritt: ADAC-Vorsitzender schaltet einen Gang runter

Der Vorstandsvorsitzender des ADAC Berlin-Brandenburg, Walter Müller, gibt nach drei Jahren überraschend sein Amt ab - aus persönlichen und beruflichen Gründen.

Seit drei Jahren ist Walter Müller ehrenamtlich Vorstandsvorsitzender des ADAC Berlin-Brandenburg. Gestern teilte der Club überraschend mit, dass Müller aufgrund einer gravierenden Änderung seiner persönlichen und beruflichen Lebensplanung alle Ämter niederlegt. Müller, der gleichzeitig Chef der Mercedes-Benz-Niederlassung Berlin ist, hat bei Mercedes gerade seinen Vertrag verlängert. Zurzeit weilt er im Ausland, ließ auf Nachfrage aber mitteilen, dass beide Ämter auf Dauer nicht gleichzeitig auszuüben seien. Nach langen, reiflichen und gewiss nicht einfachen Überlegungen sei er deshalb zu dieser Entscheidung gekommen, wolle aber selbstverständlich dem ADAC auch künftig in Freundschaft eng verbunden bleiben.

Beim ADAC übernahm der bisherige Stellvertreter Dieter Paris die Amtsgeschäfte und dankte seinem Vorgänger für den „unermüdlichen Einsatz“. Unter seiner Führung konnte die Zahl der Mitglieder um 33 000 auf 1,18 Millionen gesteigert werden. Man respektiere und bedauere die Entscheidung.

Der 62-jährige fußballbegeisterte Walter Müller hatte von 1998 bis 2000 schon mal ein herausragendes Ehrenamt inne. Damals war er Präsident von Hertha BSC. Der Club erreichte damals die Champions League, aber Müller sah sich vom Vorstand nicht ausreichend unterstützt und beließ es bei dem Gastspiel.

Für die Autos verzichtete er einst sogar darauf, sein Mathematikstudium zu Ende zu bringen, arbeitete sich stattdessen vom Lkw-Verkäufer zum Manager hoch. Erst kürzlich hatte er einen glanzvollen Auftritt beim ADAC-Ball, der unter seiner Führung so elegant inszeniert war wie nie. Zu Ehren des 125. Autojubiläums waren auch Mercedes-Karossen verschiedener Epochen ausgestellt, was unter Mitgliedern, die andere Marken fahren, nicht unbemerkt blieb. Allerdings sagte der ADAC-Sprecher Carsten Zorger, dass Mercedes bereits seit zehn Jahren Hauptsponsor des Balles sei, die Verträge also noch in der Amtszeit von Müllers Vorgänger Wolf Wegener abgeschlossen worden seien. Müller habe beide Funktionen immer sauber getrennt. Es habe sich wirklich nur um ein Zeitproblem gehandelt, und es sei fair von Müller, das offen zu sagen. In seiner Funktion als ADAC-Vorsitzender hatte sich Walter Müller ausdrücklich auch als Anwalt des kleinen Mannes verstanden, zum Beispiel bei seinem Einsatz für die Abschaffung der Berliner Feinstaubverordnung. Sein Vorgänger Wolf Wegener hatte das Ehrenamt 30 Jahre lang inne, aber das wird als große Ausnahme betrachtet.

Vor drei Jahren hatte der Daimler-Vorstand in Stuttgart nichts dagegen, dass Müller das Ehrenamt übernahm,solange die Geschäftsführung in Berlin nicht leide. Walter Müller spielt gern Golf hat zwei erwachsene Söhne und zwei Enkelkinder. Als Jugendlicher war er Leistungssportler und träumte sogar von Olympischen Spielen, bis eine Krankheit ihn stoppte.

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