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Stadtleben: Verbrannte Schätze

Lesung erinnerte an Autoren, deren Bücher einst von Nazis verbrannt wurden

Am 10. Mai 1933 wurden sie auf dem Opernplatz in Mitte ins Feuer geworfen: Bücher von Kurt Tucholsky, Franz Kafka, Mascha Kaléko, Klaus Mann, Erich Kästner und anderen Autoren, die den Nationalsozialisten zuwider waren. Das Jüdische Theater „Bimah“ erinnerte nun an die „verbrannten Schriftsteller“ und ließ Künstler, Schauspieler und Politiker am vergangenen Sonntag und Montag aus deren Texten vorlesen. Auf dem Podium waren neben anderen die Schauspielerinnen Ursela Monn und Santina Maria Schrader, die Publizistin Lea Rosh, Berlins Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Die Linke) und die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann.

Gregor Gysi, Chef der Linksfraktion im Bundestag, rezitierte aus Franz Kafkas Nachlass den Text „Vom jüdischen Theater“ – und zeigte schauspielerisches Talent. Claudia Roth, Bundesvorsitzende von Bündnis 90/ Grüne, las den Text eines Autors, der zu seinem eigenen Schrecken von den Nationalsozialisten empfohlen worden war: Oskar Maria Graf. In „Verbrennt mich“ forderte Graf deshalb die nachträgliche Vernichtung seiner Bücher. Die Schauspielerin Carmen-Maja Antoni rezitierte Texte von Bertolt Brecht. Senatorin Katrin Lompscher las Frank Wedekind, die Schauspielerin Ursela Monn rezitierte Mascha Kaléko.

„Wir müssen regelmäßig an die Bücherverbrennungen erinnern“, betonte Intendant Dan Lahav und nahm Bezug auf die Ereignisse in Sachsen-Anhalt: In Pretzien, einem Dorf bei Magdeburg, war 2006 während einer Sonnenwendfeier das Tagebuch der Anne Frank verbrannt worden.

Das Jüdische Theater spielt seit dem vergangenen Jahr in der Neuköllner Jonasstraße in einem Gebäude mit einer wechselvollen Geschichte: Die SA feierte hier in den dreißiger Jahren rauschende Bälle. Rita Nikolow

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