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Schnee, schöne Lichter und Shopping-Stress: Auf dem Kurfürstendamm suchen Berliner nach den letzten Weihnachtsgeschenken. Der Handel reagiert zum Teil mit längeren Öffnungszeiten.

© AFP

Weihnachtseinkäufe: Shoppen bis zum Abwinken

Langsam wird’s eng für die Weihnachtseinkäufe. Doch noch ist die Stimmung am Ku’damm gelassen. Die meisten haben ihre ganz persönliche Taktik, um in letzter Minute Geschenke zu finden.

Ursula Epe hat alles bekommen: Koffer, Rucksack. Kulturbeutel und allerhand Kleinigkeiten standen auf dem Einkaufszettel der Mutter von zwei Kindern. Koffer, Rucksack, Kulturbeutel und allerhand Kleinigkeiten befinden sich nun in zwei großen Tüten, die die Grundschullehrerin zum U-Bahnhof Wittenbergplatz schleppt. „Heute ist mein erster freier Tag, da muss man schon gut planen, wenn man Geschenke für zwei eigene Kinder, zwei Nichten und einen Neffen kauft“, sagt Epe. Der Erfolg gibt ihr Recht: „Ich habe alles bekommen und garantiert nichts vergessen.“ Den Weihnachtsstress findet die gebürtige Münsteranerin abererträglich: „Das ist der ganz normale Wahnsinn.“

Andere haben den Wahnsinn, der etwa im KaDeWe jeden Abend dieser Woche bis 21 Uhr, an Heiligabend bis 14 Uhr geht, nicht so akribisch geplant, waren aber dennoch erfolgreich: „Ich habe keinen Einkaufszettel, habe mir aber eine grobe Route zurechtgelegt: Buchladen, Parfümerie, Spielzeugladen. Nicht sonderlich kreativ, aber es hat funktioniert“, sagt Heinz-Jürgen Bove schmunzelnd. Gemeinsam mit Frau Ekin und zwei kleinen Kindern bricht er morgen zu seinen Eltern nach Süddeutschland auf. Dass er mit seinen Weihnachtseinkäufen spät dran ist, findet der Angestellte im öffentlichen Dienst nicht: „Dieses Jahr war sogar relativ entspannt, wir konnten Überstunden abbummeln und deshalb vormittags einkaufen.“ Der Geschenkstress ist in der deutsch-türkischen Familie außerdem beinahe schon Routine: „Wir feiern alle Feste, ob muslimisch oder christlich, deutsch oder türkisch“, sagt Ekin Bove.

Mit dem Laissez-Faire beim Einkaufen stehen die jungen Eltern indes längst nicht allein: „Ich renn’ immer bis zur letzten Minute durch die Stadt, am Ende passt’s dann aber irgendwie“, sagt Brigitte Schirmann. Eine feste Agenda hat die elegante Seniorin dabei nicht im Kopf: „Ich lasse mich einfach inspirieren.“ Wieder andere haben das gar nicht mehr nötig: „Ich habe meine Geschenke bereits gekauft, als ich Anfang November zum Marathon in New York war“, berichtet Klaus Oberender. Der Versicherungskaufmann ist an diesem Tag nur auf dem Kurfürstendamm, um etwas für einen Freund zu besorgen. Ebenfalls ganz entspannt sind Elke und Joachim Krause. Die ehemalige Sozialarbeiterin und ihr Mann haben in diesem Jahr erstmals „überhaupt keinen Weihnachtsstress: „Wir sind in diesem Jahr in den Ruhestand gegangen, haben viel Zeit und sehen das locker und entspannt.“ Um den Stress zu minimieren, beschenken die Krauses auch in diesem Jahr nur die sechs Enkel: „Die Erwachsenen kriegen bei uns nichts.“ Die Geschenke für die Kinder haben sie bereits zusammen, „heute wollen wir nur mal gucken.“

So unterschiedlich die Shopping-Strategien sind, bei den Geschenken scheinen es alle Berliner eher klassisch zu mögen: Technik, Kleidung und Kosmetik stehen hoch im Kurs, bei den Krauses gibt es unter anderem Nivea-Gutscheine und ein E-Book für die älteren Enkelinnen und Enkel, für das jüngste Baby ein Lammfell. Heinz-Jürgen und Ekin Bove haben für den Sohnemann Lego gekauft, die Tochter bekommt ein Knet-Set. Klaus Oberender hat aus New York „vor allem Bekleidung mitgebracht“, etwas, wonach auch Brigitte Schirmann in diesem Jahr sucht: „Aber es muss ein bisschen verspielt sein, etwas, was man sich nicht selbst sofort kaufen würde.“ Ihr Shopping-Ziel: „Ein Nachthemd für die Tochter und einen BH für die Enkelin, den ersten mit 12.“

Was den Einzelhandel freuen dürfte: Selbstgemachtes steht diesmal nicht überall hoch im Kurs, wie die Geschichte von Daniela Gürkan beweist. „Schenk’ mir bitte nichts Selbstgebasteltes, lieber etwas, wovon ich auch länger was habe“,bekam die frisch verheiratete Arzthelferin von ihrem Mann gesagt. Daniela Gürkan hat verstanden: Statt einen Bilderrahmens selbst zu verzieren, sucht sie nun auf der Tauentzienstraße für den Liebsten „was zum Anziehen, vielleicht ein Hemd.“

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