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Hand in Hand. Rund fünf Millionen Euro wären nötig, um die Anlage in Wittenmoor aufzubauen. Schüler aus Stendal und Berlin errichteten gemeinsam schon mal ein Steinlabyrinth.

© Bürgerstiftung

Wittenmoor: Gut für die Seele

Bäume fällen, Beete anlegen, Neues gestalten: Auf Gut Wittenmoor können Jugendliche auch außerhalb der Schule jede Menge lernen. „Deschooling“ heißt das pädagogische Zauberwort.

Ein außerschulischer Lernort, an dem Jugendliche Anpacken und Gestalten können: Das ist seit 2009 das Gut Wittenmoor in Sachsen-Anhalt. Zu dem Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert gehören Ställe, Schuppen, See und Park. Schüler einer Schöneberger Sekundarschule lernen hier gemeinsam mit Siebt- bis Zehntklässlern der Pestalozzi-Förderschule aus Stendal, was es heißt, „etwas für die Zukunft zu erhalten und zusammen Neues zu gestalten“, sagt Helena Stadler, Geschäftsführerin der Bürgerstiftung Berlin.

„Deschooling“ heißt das pädagogische Zauberwort: In den 7. bis 9. Sekundarschulklassen sollte viel mehr Unterricht außerhalb der Schule stattfinden, damit nicht nur graue Theorie gepaukt wird. Doch kaum eine Bildungseinrichtung kann das leisten – und hier kommt die Bürgerstiftung ins Spiel. An mehreren Wochenenden im Jahr fahren Stadler und andere Haupt- und Ehrenamtliche mit den Jugendlichen nach Wittenmoor. Sie legen Beete an, fällen Bäume, befreien den Park von Unterholz und entrümpeln das baufällige Herrenhaus. Vor Ort wurde dafür der Verein LandWerkStadt gegründet, der unter anderem mit der Gartenakademie Sachsen-Anhalt zusammenarbeitet.

„Die Jugendlichen blühen hier auf“, erlebt Stadler immer wieder. Die unterschiedlichen Gruppen – aus Berlin kommen fast nur nichtdeutsche Schüler, aus Stendal fast nur deutsche, darunter viele Heimkinder – müssten sich zwar erst beschnuppern, Zickereien inklusive. „Aber die gemeinsame Arbeit ist das Integrationsmittel schlechthin.“ Unterstützung bekommen sie vom Technischen Hilfswerk, das beim Bäumefällen half und beim nächsten Einsatz im Juni Zelte zur Verfügung stellt.

Nicht nur mit dem THW wird eine langfristige Zusammenarbeit angestrebt, sondern auch mit der Beuth-Hochschule für Technik in Berlin. Unter der Leitung ihrer Professorin Mara Pinardi entwickeln Studierende architektonische Konzepte für die Umnutzung des Schlossguts zum außerschulischen Lern- und Arbeitsort.

Rund fünf Millionen Euro wären wohl nötig, um die Anlage in den kommenden zehn Jahren wieder aufzubauen, schätzt Helena Stadler – und hofft, durch das Engagement der Bürgerstiftung vielleicht auch den Boden für einen finanzstarken neuen Träger bereiten zu können.

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