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So feierten die Menschen bei der Loveparade 1997 in Berlin. Kommt die Großveranstaltung zurück in die Hauptstadt?

© dpa

Zukunft der Großveranstaltung: Debatte um Loveparade in Berlin

Wieder eine Loveparade in Berlin? DJ Tom Novy hat eine Debatte ausgelöst. Die Musikszene wehrt sich, die Tourismusbranche hätte nichts dagegen.

Das Aus stand nur wenige Stunden nach dem Unglück fest. Am Tag nach der Loveparade-Tragödie in Duisburg mit 21 Toten und über 500 Verletzten gab Veranstalter Rainer Schaller bekannt, dass der Techno-Umzug nicht mehr stattfinden werde, einen Monat ist das her. Doch jetzt werden Stimmen laut, die eine Fortführung der Veranstaltung fordern: in Berlin, der Geburtsstadt der Parade.

Ausgelöst hat die Debatte der Münchner DJ Tom Novy. In einem Gastbeitrag für das Musikmagazin „Rolling Stone“ schreibt der international bekannte Künstler: „Die Schuldigen zu bestrafen und die Parade dann zu beerdigen – das reicht einfach nicht.“ Er fordert „die Politiker, die in den letzten Wochen ihre Bestürzung geäußert haben“, dazu auf, die Parade zurück nach Berlin zu holen – gegebenenfalls auch nur für ein einziges, ein letztes Mal. „Gerade nach einer solchen Katastrophe müssen wir der Welt zeigen, dass die Ideale der ersten Stunde nicht auch in Duisburg gestorben sind.“ Zudem könne man mit einer wiederaufgelegten Parade auch die Toten und Verletzten ehren.

In der Senatskanzlei reagiert man verwundert auf diese Forderung. „Das ist für uns bisher kein Thema“, sagt Regierungssprecher Richard Meng auf Anfrage. Es habe diesbezüglich weder ernsthafte Überlegungen noch Gespräche gegeben. Loveparade- Gründer Dr. Motte hält die Äußerungen seines Kollegen Tom Novy gar für reinen Populismus. „Dem geht es doch nur darum, sich Aufmerksamkeit zu verschaffen“, sagt er. Seiner Meinung nach sei die Veranstaltung nach dieser ungeheuren menschlichen Katastrophe nicht mehr zu retten. „Wir können nach diesen Entwicklungen nicht einfach weiterfeiern, wir müssen uns fragen: Was wollen wir inhaltlich erreichen?“ Die Parade habe zuletzt nichts mehr mit den Werten zu tun gehabt, die ihm einmal wichtig waren. Er verweist zudem darauf, dass die Namensrechte bei Rainer Schaller liegen: „Die würde ein profitorientierter Unternehmer wie er nie einfach verschenken.“

Für abwegig hält man eine Wiederbelebung der Loveparade auch bei der Club Commission, dem Dachverband der Berliner Partybetreiber. „Das Format passt nicht mehr zum heutigen Zeitgeist der Stadt“, sagt Sprecher Lutz Leichsenring. Die Szene suche mittlerweile andere Kanäle, um sich zu präsentieren. Leichsenring gibt zudem zu bedenken, dass es im Falle eines Neustarts schwierig sein wird, Sponsoren zur Finanzierung des Umzugs zu finden. Auch sei das Label Loveparade bereits vor der Duisburger Katastrophe verbrannt gewesen: Mit der Kommerzialisierung der Veranstaltung sei der musikalische und inhaltliche Fokus verloren gegangen. Grundsätzlich habe er nichts gegen Großveranstaltungen dieser Art einzuwenden. Leichsenring glaubt jedoch, dass es eines kompletten Neustarts bedarf, einer Veranstaltung, „die wieder bei null beginnt“.

Anders sieht man das bei der Berlin Tourismus Marketing GmbH (BTM). „Aus touristischer Sicht begrüßen wir jede Großveranstaltung“, sagt Kommunikationschefin Anja Seugling. Die Loveparade werde nach wie vor mit Berlin verbunden, sie habe viel für die Stadt geleistet. Eine Rückkehr könne jedoch nur in einem geeigneten Rahmen stattfinden. „Das, was sich in Duisburg ereignet hat, darf natürlich nicht vergessen werden.“ Seugling sieht in einer Wiederbelebung „die Chance, das Label Loveparade wieder positiv zu besetzen“. Das zu erreichen, erfordere jedoch viel Fingerspitzengefühl.

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