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Berlin: Statistische Argumente für jedes Anliegen Das neue amtliche Jahrbuch ist da: Mit Zahlen zur Bevölkerung, zum Wetter und zum Rotkohl-Anbau

Mit Statistik lässt es sich schön streiten, und so bietet auch das Jahrbuch 2004 Argumente für fast jedes Anliegen. Wollen Sie beweisen, dass es bergab geht mit der Hauptstadt, Berlin verloren ist, ein Moloch?

Mit Statistik lässt es sich schön streiten, und so bietet auch das Jahrbuch 2004 Argumente für fast jedes Anliegen. Wollen Sie beweisen, dass es bergab geht mit der Hauptstadt, Berlin verloren ist, ein Moloch? Also, bitte: Einsamer sind wir geworden, mehr als jeder Zweite lebt alleine – und langweilt sich dabei. Denn erwerbstätig sind nur noch 41,8 Prozent der Bevölkerung, die Zahl der Sozialhilfeempfänger und Insolvenzen steigt unaufhörlich. Kein Wunder: Berlin schrumpft weiter, vor allem die Bayern ziehen in Scharen davon (7433 allein 2003). Wohnungen baut an der Spree kaum noch einer, die Frauen werden immer weniger (minus 0,6 Prozent) und Rotkohl-Anbau liegt inzwischen bei 0,0 Hektar…

…oder anders herum: Wir strotzen vor Energie, werden immer älter, der Durchschnitts-Berliner ist in den allerbesten Jahren: 41,7. Es gibt weniger Unfälle (allerdings kaufen die Berliner auch nicht ständig neue Autos: 37 Prozent waren 2003 motorisiert; 34,8 Prozent waren es 1995). Die Berliner verfügten 2003 über 100 Euro mehr als 1995, auch wenn die Wirtschaft brach liegt. Außerdem kommen mehr Touristen denn je, viele bleiben für immer: Aus 182 Staaten stammen die Neu-Berliner; das sind nur neun weniger, als die UN Mitgliedstaaten hat.

Aber vielleicht ist ja Statistik dafür geschaffen, die Menschheit zu spalten. Als das Statistische Landesamt gestern sein Jahrbuch 2004 (mit den Zahlen von 2003) vorstellte, trennten sich die Zuhörer in zwei Lager. Das eine fragte nach dem großen Ganzen, den Tendenzen, und erfuhr: Die Bevölkerungszahl liegt bei 3 388 477 – damit verlor die Stadt 0,1 Prozent Einwohner. Die Zahl der Ausländer nahm um 2551 zu – auf 444 625. Ihre Kinder haben nur bedingt eine Perspektive: Rund 26 Prozent der jungen Ausländer verließen die Schule ohne Abschluss. Von den deutschen Kindern scheiterten dagegen nur 9 Prozent.

Das andere Lager blätterte derweil durch die 23 Kapitel auf 571 Seiten und verlor sich in den Nebensächlichkeiten. Der Bezirk mit den meisten Hunden? Reinickendorf (10 365), gefolgt von Neukölln (10 065) und Steglitz-Zehlendorf (9947). Die Zahl der Schlachtungen 2003? 28 Bullen, 61 Ziegen, 6 Kühe und ein Pferd. Nicht zu vergessen: Die Sonne schien 2003 fast 2135 Stunden, der Wind blies 241 Mal aus West, aber nur 55 Mal aus Nord-Ost. Irgendwann kann man das sicher mal gebrauchen.

Das Jahrbuch (auch als CD-Rom) kostet 30 Euro: Statistisches Landesamt, – Vertrieb –, Alt-Friedrichsfelde 60, 10315 Berlin, Fax 9021-36 55 oder www.statistik-berlin.

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