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Berlin: „Steht auf, wenn ihr Bremer seid“

Wie die Fans des SV Werder den Pokalsieg ihrer Mannschaft in Berlin feierten. Schon am Abend zuvor hatten sich Prominente in der Landesvertretung getroffen

Nach dem Schlusspfiff verstand man sein eigenes Wort nicht mehr. „Steht auf, wenn ihr Bremer seid“ sangen all jene, die in der Kneipe „Alois S.“ Platz gefunden hatten. In dem Treffpunkt für Fans des SV Werder in Prenzlauer Berg drängten während des Pokalfinales Dutzende vor den Fernseher – und all die, die drinnen keinen Platz mehr fanden, schauten einfach von draußen durch die Scheibe. Nur kurz hatten die Gegentreffer von Alemannia Aachen die Werderaner in Unruhe versetzt, den Atem stocken lassen. Doch dann war klar: Die Grünen-Weißen haben es den Gegenspielern in Schwarz-Gelb gezeigt: Drei zu Zwei.

Vor dem abendlichen Spiel hatten die Fans von Werder Bremen und Alemannia Aachen ausgelassen miteinander auf dem Breitscheidplatz gefeiert, der Platz leuchtete in den Vereinsfarben. „Hier kommt der Meister!“, tönte es aus den Kehlen der Bremer, die den Fans des Zweitligisten deutlich überlegen waren. Eine Gruppe wagemutiger Werderfans bestieg sogar den Wasserklops – unter den Augen der Polizei – ausgestattet mit einem selbst gebastelten Pokal und einer Meisterschale aus Pappmaschee. Jens, 36 Jahre, ist mit seinen zwei Kumpel und einer Freundin aus Bremen-Vegesack mit einem der Sonderzüge angereist. „Das ist schon mein fünftes Pokalendspiel“, sagt der Werder-Fan. Die Stimmung sei schon im Zug „bombastisch“ gewesen, „und auch hier stimmt alles: vor allem das Superwetter“.

Zum Pokalfinale im Olympiastadion waren Zehntausende Fans angereist. Das Spiel hatte die Polizei schon am Tag zuvor beschäftigt. Am Freitagabend war es dabei auf dem Breitscheidplatz kurzzeitig weniger friedlich zugegangen: Zwischen etwa 150 Fans beider Vereine und Mitgliedern der arabischen Szene war es zu Rangeleien gekommen, die Polizei nahm einen Aachener Fan und drei Araber wegen Körperverletzung vorläufig fest.

Zur gleichen Zeit bereiteten sich prominentere Fans in der Bremer Landesvertretung auf das Spiel vor. Deren Chefin Kerstin Kießler zeigte bereits am Eingang Flagge – mit einem grün-weißen Werderschal um den Hals begrüßte sie ihre Gäste, darunter Alt-Bundespräsident Walter Scheel, Gesundheitsministerin Ulla Schmidt und Umweltminister Jürgen Trittin. Der hoffte als Bremer natürlich, „dass wir es schaffen“. Grün-Weiß, wohin das Auge blickte: vom Schlips des Ex-Werder-Managers und heutigen Bremer Bildungssenators Willi Lemke über die Luftballontrauben im Garten bis hin zur Götterspeise in den Werder-Farben. „Die am besten in Form sind, werden gewinnen“, sagte der Bremer Bürgermeister Henning Scherf in jubelnder Runde, „Ich kann mir denken, wer es ist.“

Der lange Bremer, vom Aachener Karnevalsverein (AKV) zum 54. Ritter des Ordens „Wider den tierischen Ernst“ gekürt, bekam von AKV-Präsident Dieter Bischoff dennoch ein Wendetrikot geschenkt, für alle Fälle: außen Werder Bremen, innen Alemannia Aachen – „wenn de verlierst“. Er kann es richtig herum tragen.

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