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Lang ist’s her. Die Kirche wurde 1732 fertiggestellt und brannte 1945 aus.

© Repro: Tsp

Stiftung streicht Geld für Potsdam: Garnisonkirche "nicht preußisch genug"

Das Projekt ist ihr nicht preußisch genug: Die erzkonservative Stiftung Preußisches Kulturerbe zieht ihre millionenschwere Hilfe für den Neubau der Garnisonkirche zurück.

Die Garnisonkirche steht noch nicht, da wackelt das Projekt schon wieder. Denn der einstige Bundeswehroffizier Max Klaar und seine erzkonservative Stiftung Preußisches Kulturerbe (SPKE) ziehen sich endgültig aus dem Wiederaufbauprojekt in Potsdam zurück. Die von der Stiftung verwalteten Spendenmittel in Höhe von 6,3 Millionen Euro sollen für andere Projekte ausgegeben werden. Das bestätigte Christian Borup, der stellvertretende Geschäftsführer der SPKE. Vorgesehen sei, Geld etwa für die Nikolaikirche und den Figurenschmuck des Landtagsschlosses zu geben. Die Umwidmung der Mittel müsse aber noch im Stiftungsrat und von den rund 2000 Spendern genehmigt werden. Das solle „im Laufe dieses Jahres“ passieren. Klaar selbst war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Der Ex-Bundeswehroffizier, der seit 1984 mit der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e.V. in Nordrhein-Westfalen Spenden für das Wiederaufbauprojekt sammelte, hatte sich bereits vor Jahren mit der Stiftung zum Wiederaufbau der Garnisonkirche entzweit. Klaar stört sich an der geplanten Nutzung als Versöhnungsort und kritisiert das als „zeitgeistigen, polit-historischen Missbrauch der Garnisonkirche zur Volkspädagogik“. Klaar wollte die Kirche stattdessen als „Denkmal und Symbol des christlichen Preußens“ erbaut sehen; sein Verein wollte auch hier keine Pastorinnen sehen – und sperrte die Gelder.

Bisher hat die SPKE die Spendensumme als Projektrücklage unangetastet gelassen – das soll sich nun ändern. Spenden, die ausdrücklich für die Garnisonkirche gegeben wurden, sollen aber dafür reserviert bleiben, sagte Borup. Auf welchen Anteil der 6,3 Millionen Euro dies zutrifft, konnte er nicht sagen. Der Leiter der zuständigen Stiftungsbehörde bei der Bezirksregierung Arnsberg, Paul Köhler, kündigte an, den Vorgang zu kontrollieren. Die Garnisonkirchenstiftung nimmt Klaars Pläne gelassen auf: Die 6,3 Millionen Euro seien ohnehin nicht im Finanzierungsplan enthalten gewesen, sagte Stiftungsvorstand Peter Leinemann.

Die Garnisonkirchenstiftung will den Turm der 1968 als Kriegsruine abgerissenen Barockkirche für rund 40 Millionen Euro wieder aufbauen. Die Finanzierung ist trotz einer Zwölf-Millionen-Euro-Zusage vom Bund aber noch offen.

Das Projekt ist umstritten, weil die Garnisonkirche mit dem „Tag von Potsdam“ 1933 zum Schauplatz des von den Nationalsozialisten inszenierten Schulterschlusses mit dem alten Preußen wurde. Derzeit sammeln die Wiederaufbaugegner Unterschriften für ein Bürgerbegehren – knapp 7000 haben sie bereits.

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