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Super-Typ. Der Superpenner versucht zwar nicht die Welt zu retten, aber immerhin Berlin – was ja für die meisten Berliner das Gleiche ist.

© promo

Straßenfeger-Comic: Der "Superpenner" rettet Berlin

Seine Muskeln sind fester als sein Wohnsitz: Dieser Obdachlose hat Superkräfte. Der Comic „Superpenner“ soll der Obdachlosenzeitung „Straßenfeger“ zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen.

Menschliche Spinnen, grüne Kraftprotze, mutierte Schildkröten - die Popkultur hat schon manch merkwürdige Superhelden gesehen. Obdachlose als maskierte Rächer hingegen gab es noch nie – bis jetzt! „Superpenner“ heißt der neue Held der Hauptstadt, dem der Genuss von Bier übermenschliche Kräfte verleiht. Unter der Mithilfe von „Spätkauf-Man“ muss er auch gleich die Berliner Bestie bekämpfen – einen riesigen mutierten Grizzly, der aus den Genen von Berliner Busfahrern, Prenzlberger Öko-Müttern und besoffener Touristen gezüchtet wurde.

„Straßenfeger“-Obdachlose: Verkäufer statt Bettler

Erhältlich ist der 30-seitige Comic ab 13. Januar ausschließlich als Beilage zur Obdachlosen-Zeitung „Straßenfeger“, die „Superpenner“ zusammen mit der Werbeagentur Scholz & Friends herausgibt. Redakteure und Verkäufer hoffen, dass dadurch der Absatz der Zeitung angekurbelt wird, denn gerade der Januar ist traditionell ein harter Monat für die Berliner Obdachlosen. „Mich wurmt, wenn die Leute zwar Geld geben, dann aber die Zeitung nicht nehmen“, sagt Carsten Dahleke, der den „Straßenfeger“ bereits seit 1995 verkauft und selbst Artikel schreibt. „Wir wollen ja Verkäufer sein und gerade keine Bettler.“ „Superpenner“ könnte jedoch ein Erfolg für den „Straßenfeger“ werden, sagt der Verkäufer, der selbst nicht obdachlos ist.

Gezeichnet hat den Comic der Berliner Stefan Lenz, der bislang ausschließlich für Werbeagenturen wie Scholz & Friends gearbeitet hat – „Superpenner“ ist sein Debüt. „Als Texter denkt man bei jeder Werbung, die man sieht: Das könnte man besser machen“, sagt Lenz über die Entstehung der Idee vor rund zweieinhalb Jahren. „Als ich in der S-Bahn Straßenfeger-Verkäufer beobachtete, stellte ich mir vor, dass die Stimmung bei den Leuten gleich anders wäre, wenn die Verkäufer reinkämen und einen Comic namens ‚Superpenner’ verkaufen würden.“

Doch Lenz fürchtete, dass ein solcher Comic schlecht ankommen könnte. „Wir wollen ja niemanden beleidigen“, betont er. Daher holte sich der Zeichner den „Straßenfeger“ mit ins Boot. Dort kam der Vorschlag gut an: „Wir waren erst mal überrascht, haben uns aber über das Angebot gefreut“, sagt „Straßenfeger“-Chefredakteur Andreas Düllick. Dennoch holten sich Redakteure zunächst die Meinungen ihrer Verkäufer ein. „Bis auf einzelne Stimmen war das Feedback überwiegend positiv“, so Düllick.

Auch Carsten Dahleke gefällt der Comic: „Ich finde ihn gelungen. Er ist natürlich überspitzt, bringt aber vieles auf den Punkt.“ „Superpenner“ ist eine vergnügliche Aneinanderreihung von Superheld- und Berlin-Klischees, doch nicht jeder wird dies lustig finden: „Natürlich könnte sich der eine oder andere auf den Schlips getreten fühlen“, räumt Dahleke ein. „Aber andererseits stellt der Superpenner ja jemanden dar, der auf der untersten Stufe steht und plötzlich in eine sehr positive Rolle gerät. Das könnte das Selbstwertgefühl mancher Leute vielleicht erhöhen.“

Politisch Unkorrekt für mehr Aufmerksamkeit

Für Düllick ist vor allem die Öffentlichkeitswirkung wichtig, auch gegenüber der jüngeren Generation: „Jede Form von Aufmerksamkeit für dieses Thema ist gut. In einer Stadt wie Berlin, wo täglich dermaßen viel passiert, muss man schon etwas frecher und vielleicht auch ein bisschen politisch unkorrekt daherkommen, wenn man Aufmerksamkeit bekommen will.“

20 000 Stück des Comics wurden gedruckt, ob es eine zweite Auflage oder gar eine Fortsetzung gibt, hängt vom Erfolg von „Superpenner“ ab. Stefan Lenz hat jedenfalls Geschmack am Format gefunden und plant, in Zukunft weitere Comics zu machen: „Ich habe da einige Ideen in der Schublade.“

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