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Berlin: Streik an der Charité wird ausgeweitet

Auch Personal in Steglitz soll Arbeit niederlegen

Der Streik des Pflegepersonals an der Charité wird heute ausgeweitet. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi will nach den gestrigen Arbeitsniederlegungen in Mitte und Wedding die Aktionen auch auf den Standort Steglitz ausweiten. Nach eigenen Angaben reagiert Verdi damit auf den kurzfristigen Einsatz von Mitarbeitern des Steglitzer Universitätsklinikums Benjamin Franklin in den gestern bestreikten Krankenhäusern.

Am ersten Tag des Pflegestreiks haben gestern mehr als 150 Beschäftigte in den Operationssälen in Mitte und Wedding die Arbeit niedergelegt. In allen Schichten seien Schwestern und Pfleger in den Ausstand getreten, teilte Verdi mit. Geplante Operationen wurden verschoben. Für Freitag kündigte die Streikleitung „größere Dynamik“ an. Es sollen dann auch andere Bereiche bestreikt werden. Die Notfallversorgung bleibe gesichert. Die Gewerkschaft hatte der Klinikleitung zuvor eine Notdienstvereinbarung vorgelegt, die gestern von der Charité unterzeichnet wurde. Patienten mit lebensbedrohlichen Verletzungen werden weiter behandelt. „Auch Krebsoperationen wurden durchgeführt“, sagte Charité-Sprecherin Kerstin Endele. Leider versuchten die Chefärzte nun, jede geplante Operation als Notfall auszugeben und dadurch das Pflegepersonal zur Arbeit zu zwingen, sagte Verdi-Verhandlungsführer Georg Güttner-Mayer. Die Ärzte der Charité streiken nicht, da das Krankenhaus mit der Ärztegewerkschaft Marburger Bund im vergangenen April einen gesonderten Tarifvertrag abgeschlossen hat.

„Die Solidarität mit den Streikenden unter den Kollegen ist gut, aber die ärztlichen Vorgesetzten üben massiv Druck aus“, sagte Verdi-Sekretär Werner Koop. Von den Ärzten habe man mehr Solidarität erwartet, hieß es von Pflegern. „Wir wurden von Oberärzten beschimpft“, sagten Charité-Beschäftigte in Mitte. Dagegen zeigten Patienten in den bestreikten Häusern in vielen Fällen Verständnis für den Arbeitskampf. Die Gewerkschaft sammelte unter Besuchern und Patienten Unterschriften für ihre Forderungen.

Verdi hatte bisher mit Warnstreiks auf eine Übernahme des Tarifvertrages des öffentlichen Dienstes (TVöD), wie er in anderen Bundesländern gilt, gedrängt. Die Gewerkschaft fordert, wie im TVöD vorgesehen, 4,4 Prozent mehr Lohn und den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen. Die Tarifverhandlungen mit dem Krankenhaus begannen 2004 und waren nach 26 Runden gescheitert. Seit 2002 haben die rund 12 800 nicht-ärztlichen Beschäftigten keine Lohnerhöhungen mehr bekommen. Am vergangenen Freitag hatten bei der Urabstimmung in der Charité 91,3 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder einem Streik zugestimmt.

In den nächsten Tagen soll es wieder Gespräche mit der Klinikleitung geben. Wissenschaftssenator Thomas Flierl (Linkspartei/PDS) hat weitere Treffen angeregt, konnte sich mit seinem Schlichtungsversuch jedoch nicht durchsetzen. Zwischen 8 und 18 Uhr kann man sich unter der Rufnummer 450550500 über streikbedingte Einschränkungen an der Charité informieren.

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