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Luxusärger: Unter den Adlon-Investoren gibt es Streit. Das Hotel wirft ihnen zu wenig Gewinn ab.

© dapd

Streit ums Hotel Adlon: Aufstand der Jagdfeld-Anleger

Im Ballsaal des Adlon haben am Freitagabend 600 Privatleute und Vertreter von Institutionen über die Zukunft des Hotels beraten. Fundus-Chef Jagdfeld soll gehen, fordern einige Anleger. Doch noch am Abend zeichnet sich eine Wende ab.

Der Ballsaal im Adlon ist von Sicherheitsleuten umstellt. Hotelgäste, die vom Hintereingang zur Rezeption möchten, werden von den kräftigen Herren persönlich geleitet, damit sie ihr Ziel nicht plötzlich ändern. Zaungäste unerwünscht. Drinnen im Saal sitzen 600 Fondsbesitzer, denen das Luxushotel gehört. Sie wollen wissen, wie es weitergeht mit ihrem Besitz, der fast 80 Prozent an Wert verloren hat, wie Insider sagen. Ursprünglich war der Adlon-Fonds der Fundus-Gruppe des Immobilienunternehmers Anno August Jagdfeld rund 270 Millionen Euro schwer.

Diskutiert wird bis in die späte Nacht. Doch am späten Abend zeichnet sich eine Wende ab: Rechtsanwalt Thomas Fritsch, der im Auftrag einer Anlegergruppe die Abwahl von Fundus-Chef Jagdfeld anstrebt, soll sachliche Mängel seines eigenen Konzepts eingeräumt haben, das erfuhr die Nachrichtenagentur dapd von Teilnehmern: Fritsch habe überraschend vorgeschlagen, den Abwahlantrag zurückzuziehen und einen Kompromiss einzugehen. Die Gesellschafter haben den Vorschlag „mit Spott und Häme“ bedacht.

Jagdfeld hat in Berlin viel bewegt und viel verloren. Das Bürohaus „Pyramide“ in Marzahn floppte. Das Gelände um das Tacheles wollte er entwickeln, doch die Finanzierung scheiterte. Heute gehört das Areal der HSH Nordbank. Das Adlon gehört noch Jagdfelds Anteilseignern, aber weil das Hotel mit angeschlossenem China-Club und Wellness-Center zu wenig abwirft, liegen die Nerven der 600 Anleger blank. Der Berliner Anwalt Thomas Frisch hat eine „Schutzgemeinschaft“ der Adlon-Anleger gegründet. Jagdfeld wird vorgeworfen, teure Umbauten vorgenommen und Pachtzahlungen des China- Clubs und anderer Dienstleistungsfirmen im Adlon zu Lasten der Rendite gestundet zu haben. Jagdfeld weist das alles weit von sich. Ihm könne kein pflichtwidriges Verhalten nachgewiesen werden. Notfalls werde er gegen seine Abwahl klagen, sagt er den Anlegern.

Anno August Jagdfeld
Anno August Jagdfeld

© Thilo Rückeis

Ein anderer Anwalt, Jens Graf, der etwa 40 Anleger vertritt, findet „alles schnuppe, was hier passiert“. Trotzdem ist er hingegangen, um zu sehen, ob Jagdfeld tatsächlich vom Thron gestürzt wird. Er setzt auf Entschädigungsklagen wegen Falschberatung gegen diverse Banken und Sparkassen, die Fondsanteile verkauft hatten. Sechs Stunden sind für die umfangreiche Tagesordnung vorgesehen. Die geplante Abwahl Jagdfelds stand erst im letzten Drittel an. Neben den 600 Anlegern sind auch 200 Gäste gekommen, denn Jagdfeld ist eine schillernde Figur, ein weltläufiger Mann, der Kritik stoisch an sich abprallen lässt und mit seiner humanistischen Bildung und feinen Umgangsformen glänzt.

So einer passt eigentlich gut hierher. Jagdfeld liebt schöne Hotels. Das Adlon nennt er sein Lebenswerk.

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