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Berlin: Studio Hamburg filmt in Adlershof statt in Babelsberg

Gespräche über Potsdamer Filmgelände gescheitert Dafür soll mehr in Berlin investiert werden

Nach dem Scheitern der Kaufverhandlungen für die Filmstudios Babelsberg will Studio Hamburg den „Film- und Fernsehstandort Adlershof massiv ausbauen“. Das sagte gestern Studio-Hamburg-Chef Martin Willich dem Tagesspiegel. In den vergangenen fünf Jahren habe die NDR-Tochter bereits 75 Millionen Euro investiert. „Wir legen jetzt einen neuen Fünf-Jahres-Plan auf, dessen Größenordnung man sehr ernst nehmen sollte“.

Über die Höhe künftiger Investitionen wollte der Studio-Chef am Donnerstag dann aber keine Angaben machen. Die Planung müsse noch am kommenden Montag vom Berliner Studiobeirat und in zwei Wochen vom Aufsichtsrat des Hamburger Studios abgesegnet werden. „Wir hatten Adlershof immer auf Expansion angelegt“, sagte Willich. Neben einem neuen Studio sei genug Platz für ein weiteres Großstudio. „Wir werden jetzt mit der Planung dafür beginnen.“ Zu den künftigen Projekten sagte der Studio- Hamburg-Chef: „Unser neuer Schwerpunkt wird der Film sein.“ Kein Studio könne aber ohne Fernsehaufträge schwarze Zahlen schreiben. In Adlershof werde es deshalb auch in Zukunft zu großen Teilen TV-Produktionen geben.

Studio Hamburg hatte eigentlich das Babelsberger Filmgelände kaufen wollen und darüber mit dessen Eigentümer,dem französischen Medienkonzern Vivendi, verhandelt. Am Mittwoch waren die Gespräche vom Studio Hamburg überraschend für gescheitert erklärt worden. Im Studio Babelsberg mit seinen 200 Mitarbeitern wurde gestern gelassen auf den Rückzug der Hamburger reagiert. Aus Paris habe man allerdings noch keine Signale erhalten, wie es weitergehe. „Wir werden erst nervös, wenn die Hallen leer sind, aber das Gegenteil ist der Fall. Wir haben gut zu tun“, sagte Studiosprecher Felix Neunzerling. Es gebe auch Kooperationen mit den Studios in Adlershof und bei Kino-Produktionen sei Babelsberg auch weiterhin „einzigartig“.

Aussichtsreichster Kandidat für den Erwerb ist nun eine Managergruppe um den Babelsberger Studio-Geschäftsführer Thierry Potok. Auch eine bayerische Investorengruppe bewirbt sich. Über Einzelheiten waren von Studio Babelsberg/Vivendi keine Einzelheiten zu erfahren.

Der 40 Seiten umfassende Kaufvertrag mit Vivendi sei eigentlich unterschriftsreif gewesen, sagte Willich. In letzter Minute hätten die Eigentümer aber neue Vorstellungen über den „negativen Kaufpreis“ für Babelsberg vorgelegt, „die für uns ökonomisch nicht tragbar waren“

Negativer Kaufpreis bedeutet, dass der Käufer sogar noch Geld bekommt, weil er alte Steuer- und Treuhandlasten in Millionenhöhe übernehmen muss. Branchenkreisen zufolge hatte der französische Konzern zuletzt eine Summe von 30 Millionen Euro angeboten. Der zweite Bewerber Potok soll sich nach Insider-Informationen mit 25 bis 30 Millionen Euro zufrieden geben.

Willich äußert sich nicht zu konkreten Zahlen. Studio Hamburg habe sich dem Angebot der Franzosen „bis auf Marginalien“ angenähert. „Wir haben nur noch über Details gesprochen.“ Nach drei Wochen Verhandlungspause sei dann aber die überraschende Absage aus Paris „am Telefon“ gekommen. Offenbar wollten die Vivendi-Manager zuletzt einen Negativkaufpreis durchsetzen, der „fern jeder Realität“ lag, wie Wittich es formuliert.

Filmteams vom Studio Hamburg gehören in Berlin inzwischen zum Alltag. Erst vor wenigen Tagen wurden beispielsweise an der Zehlendorfer Beerenstraße mehrere Szenen für eine ZDF-Fernsehserie gedreht. Die spielt allerdings nicht wirklich in Berlin, sondern heißt: „Soko Wismar“.

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