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Taizé-Treffen in Berlin: Beten statt Böller

Die Ökumenische Bruderschaft von Taizé lädt zum Jugendtreffen nach Berlin. Zum Jahreswechsel werden 30 000 junge Europäer in der Stadt erwartet.

„Laudate omnes gentes, laudate dominum ...“ Andächtig klingen die lateinischen Gesänge durch die Marienkirche nahe dem Alexanderplatz. Immer wieder werden sie wiederholt, ruhig und gleichförmig. Die rund 60 Menschen, die sich mittags hier versammelt haben, feiern ein Mittagsgebet, zusammen mit einigen ganz in Weiß gekleideten Männern: Es sind Brüder aus Taizé, dem Dorf im Süden Frankreichs.

Der gebürtige Schweizer Roger Schutz hatte dort 1949 einen ökumenische Orden gegründet. Bekannt geworden ist die Bruderschaft vor allem für ihre Jugendtreffen: Fast 200 000 Jugendliche aus der ganzen Welt reisen jährlich nach Taizé, um eine Woche lang Gemeinschaft mit anderen jungen Christen zu erleben. Und einmal im Jahr, zu Silvester, verlassen die Brüder ihr Heimatdorf. In einer Großstadt findet dann ein internationales Jugendtreffen statt.

In diesem Jahr ist Berlin an der Reihe: Auf Einladung der Stadt und der beiden großen Kirchen werden vom 28. Dezember bis zum 1. Januar rund 30 000 Jugendliche erwartet. Derzeit laufen die Vorbereitungen – ganz praktisch in einem Plattenbau in Lichtenberg, wo die Brüder ihr Quartier bezogen haben, aber auch in der Marienkirche, wo es bis zum Jahresende täglich ein Mittagsgebet mit den Brüdern gibt.

„Die Jugendlichen, die zu uns nach Taizé kommen, entdecken bei uns ihren Glauben neu – aber sie fragen oft auch, wie sie ihn anschließend weiter leben können“, sagt Bruder Han-Yol. „Das Jugendtreffen soll ihnen zeigen, wie man in einer Großstadt glauben kann.“ Der Koreaner gehört seit 1988 zur Bruderschaft von Taizé. Anfang Oktober ist er nach Berlin gekommen, um zusammen mit einigen Mitbrüdern und freiwilligen Helfern das Treffen vorzubereiten. Das geschieht vor allem in einer engen Kooperation mit den Kirchengemeinden Berlins: Denn alle Jugendlichen sollen in Privatquartieren untergebracht werden – weshalb jetzt einige tausend Gastfamilien gesucht werden. „Die Jugendlichen bringen selbst einen Schlafsack oder eine Isomatte mit“, sagt Bruder Han-Yol.

Das Programm steht bereits in seinen Grundzügen: „Vormittags kommen alle in die nächstgelegene Gemeinde, beten und treffen Menschen, die sich aus christlicher Motivation heraus für die Stadt einsetzen“, sagt Han-Yol. „Zum Mittagsgebet fahren dann alle in die Messehallen unter dem Funkturm.“ Es folgen Thementreffen zum politischen und sozialen Engagement von Christen oder zum Verhältnis von Glaube und Kunst. Auch Begegnungen mit Politikern soll es geben, bevor das Abendgebet den Tag beschließt.

Silvester wollen die Taizé-Brüder mit Friedensgebeten in den Kirchengemeinden feiern. „Wir wollen den Jahreswechsel still verbringen und in unseren Gebeten an alle die Menschen denken, die in einem Bürgerkrieg leben oder auf der Flucht sind“, sagt Bruder Han-Yol. Erst nach Mitternacht soll dann gefeiert werden: alkoholfrei, mit Theateraufführungen oder Liedern aus der Heimat der Jugendlichen.

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