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© „RammNein!“

„Tätern einen Raum geben“ : Aktionsgruppe kapert Werbevitrinen in Berlin für Protestkampagne gegen Rammstein-Konzerte

Die Gruppe „RammNein!“ hat nach eigenen Angaben eine Adbusting-Kampagne gegen Rammstein gestartet. Sie richtet sich gegen die Konzerte der Band in Berlin.

Die Aktionsgruppe „RammNein!“ hat nach eigenen Angaben mehrere Werbevitrinen in Berlin gekapert und mit eigenen Postern eine Protestkampagne gegen die Rammstein-Konzerte in Berlin gestartet. Auf Fotos, die die Gruppe veröffentlichte, sind entsprechende Poster in Werbevitrinen am Bahnhof Tiergarten sowie vor dem Hauptbahnhof zu sehen. Sie zeigen Rammstein-Sänger Till Lindemann, wie er „sein Mikrophon als Phallus inszeniert“, schreibt „RammNein!“ in einer Mitteilung. Darüber steht der Schriftzug „Tätern einen Raum geben“.

Die Berliner Polizei habe ein entsprechendes Plakat in einer Werbevitrine am S-Bahnhof Westkreuz festgestellt, teilte eine Sprecherin am frühen Samstagabend auf Nachfrage mit. Dieses werde nun von der S-Bahn Berlin abgehängt. Weitere Fälle waren der Sprecherin zunächst nicht bekannt.

In ihrer Mitteilung kritisiert die Aktionsgruppe, dass Rammstein trotz der Vorwürfe gegen Frontmann Till Lindemann und der laufenden Ermittlungen drei Konzerte in Berlin spielen darf. „Die Olympiastadion Berlin GmbH und damit das Land profitieren davon, dass sie ‚Tätern einen Raum geben‘“, schreibt die Gruppe. Das Land Berlin ist seit 2006 alleiniger Gesellschafter der Betriebsgesellschaft.

„Es ist ein Skandal, dass trotz über 75.000 Unterschriften einer Gegenpetition und der aktuellen Sachlage das Land Berlin diese Konzerte stattfinden lässt“, wird eine Sprecherin der Gruppe „RammNein!“ in der Mitteilung zitiert. Die „ständige Ausrede“ es gebe keine Gesetzesgrundlage, das Konzert abzusagen, solle eine Motivation sein, eine solche zu schaffen, anstatt es sich bequem zu machen, sagte sie weiter. Man schließe sich „den Forderungen von mindestens 75.000 Unterzeichner*innen an: Rammstein gehört nicht auf die Bühne!“

Proteste vor Rammstein-Konzert in Berlin

Am Samstagabend spielen Rammstein das erste von drei Konzerten im Berliner Olympiastadion. Im Vorfeld des Konzertes kam es zu Protesten.

Zuvor hatte es angesichts der gegen Lindemann erhobenen Vorwürfe Forderungen nach einer Absage der Konzerte gegeben. Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hatte dazu erklärt „Die Konzerte kann ich als solches nicht verbieten, das steht nicht in meiner Hoheit.“ Entsprechende Aftershow-Partys der Band habe sie jedoch in den Liegenschaften, die sie zu verantworten habe, unterbunden.

Kultursenator Joe Chialo (CDU) hatte sich direkt gegen ein Verbot ausgesprochen. „Für ein Verbot der Konzerte, wie es teilweise jetzt schon gefordert wird, besteht derzeit kein rechtlicher Hebel und wir dürfen uns an dieser Stelle nicht dazu verleiten lassen, jemanden vorzuverurteilen“, sagte Chialo dem Tagesspiegel.

Mehrere Frauen haben – teilweise anonym – Vorwürfe gegen Frontmann Lindemann erhoben. Sie schildern als beängstigend empfundene Situationen. Bei Aftershowpartys soll es demnach auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Lindemann weist Vorwürfe gegen ihn zurück. Seine Anwälte verweisen auf Behauptungen in sozialen Netzwerken, Frauen seien bei Konzerten „mithilfe von K.-o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr.“ 

Die Staatsanwaltschaft Berlin hat ein Ermittlungsverfahren gegen Lindemann eingeleitet. Bis zum Abschluss der Ermittlungen gilt die Unschuldsvermutung. (Tsp, dpa)

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