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Nach dem Unfall. Reinigungskräfte beseitigen die Folgen des tödlichen Zusammenstoßes auf der A12.

© dpa

Teltow-Fläming und Oder-Spree: Vier Tote bei vier Unfällen rund um Berlin

So viele tödliche Unfälle an einem Tag hat die Polizei nur selten erlebt. Experten fordern vor allem beim Lkw-Verkehr mehr Sicherheit.

Von einem „schwarzen Mittwoch“ sprach die Brandenburger Polizei am Mittwoch: Bei vier schweren Verkehrsunfällen kamen vier Menschen ums Leben, neun wurden verletzt. An drei Unfällen waren Lkw beteiligt. Das sei ein „schwarzer Tag für die Verkehrssicherheit in Brandenburg“, erklärte Polizeivizepräsident Roger Höppner. „Es muss nun darum gehen, die Unfallursachen genau zu analysieren und die notwendigen Schlussfolgerungen zu ziehen, damit sich ein solcher Tag nicht wiederholt.“

Bei einem Unfall auf der Autobahn 13 kamen zwei Frauen ums Leben. Wie die Polizei mitteilte, saßen sie in einem Wagen mit insgesamt drei Insassen, der zwischen zwei Lastwagen fuhr. Bei Baruth (Teltow-Fläming) konnte der hintere Laster aus bisher ungeklärter Ursache nicht mehr bremsen und fuhr auf das Auto sowie den davor fahrenden Lkw auf. Insgesamt wurden sechs Menschen bei dem Unfall teils schwerst verletzt, darunter ein elfjähriges Mädchen.

Stundenlange Bergungsarbeiten

Bereits in der Nacht zum Mittwoch war ein noch nicht identifizierter Autofahrer auf der A12 bei Fürstenwalde (Oder-Spree) tödlich verunglückt – ebenfalls bei einem Auffahrunfall mit einem Lkw. Der Lastwagen fuhr auf den Pkw auf, schob ihn gegen einen vor ihm fahrenden Schwertransporter. Alle drei Fahrzeuge fingen Feuer. Der Pkw-Fahrer starb, der Lenker des Schwertransporters sowie die Insassen des aufgefahrenen Lasters wurden leicht verletzt. Die Unfallursache sei noch unklar, sagte eine Sprecherin der Polizeidirektion Ost am Mittwoch. Die Bergungsarbeiten hätten sich über viele Stunden hingezogen. Auf der Gegenspur kippte ein Lastwagen um. Unachtsamkeit des 54 Jahre alten Fahrers, der leicht verletzt wurde, könnte die Ursache gewesen sein. Ein weiterer Lkw-Unfall ereignete sich in Strausberg (Märkisch-Oderland): Ein Laster erfasste beim Abbiegen eine 84-jährige Fußgängerin und verletzte sie schwer.

Am Brückenpfeiler gestorben

Das vierte Todesopfer war am Mittwoch auf der L38 zu beklagen. Ein Autofahrer kam aus ungeklärter Ursache von der Fahrbahn ab und prallte gegen den Brückenpfeiler der Autobahnbrücke Anschlussstelle Erkner (Oder-Spree).

So viel Tragik im Straßenverkehr habe Brandenburgs Polizei in den vergangenen Jahren nicht konstatieren müssen, so Höppner. Aber: Immer wieder kommt es zu schweren Unglücken mit Lastern. 14 164 Lkw-Unfälle gab es im Vorjahr in Brandenburg – ein Anstieg um 11,4 Prozent. 1421 Menschen wurden bei solchen Unfällen verletzt, 39 getötet. Innerorts gibt es immer wieder schwere Unfälle beim Abbiegen wie nun in Strausberg. Im Januar überrollte ein Lkw ein zehnjähriges Mädchen in Brandenburg/Havel, das auf dem Rad unterwegs war. Auf Brandenburger Autobahnen ist laut Polizei an fast jedem zweiten Verkehrsunfall ein Lastwagen beteiligt. Die Baustelle auf der A10 bei Michendorf ist der größte Unfallschwerpunkt auf Brandenburgs Autobahnen. Auch dort kommt es öfter zu Auffahrunfällen wie nun auf der A12 und der A13.

Mehr Unfälle, mehr Verletzte, mehr Tote. „Wir haben ein zunehmendes Problem mit Lkw-Unfällen im Land“, sagte Rainer Genilke, Präsident der Brandenburger Verkehrswacht, am Mittwoch dem Tagesspiegel. Der zunehmende Güterverkehr auf den Straßen stehe für die gute wirtschaftliche Entwicklung, aber darauf müsse man reagieren und die Sicherheit auf den Straßen erhöhen. Genilke plädierte für bessere Technik, mehr Kontrollen, härteren Strafen und besseren Arbeitsbedingungen für Lkw-Fahrer. Die Hersteller müssten ihre Fahrzeuge mit Assistenzsystemen nachrüsten, fordert Genilke, der auch CDU-Landtagsabgeordneter ist. Automatische Abstandhalter, die sich nicht abschalten lassen, könnten Unfälle vermeiden, meint er. Innerorts könnten Abbiegeassistenten helfen. „Im Stau werden die Abstandhalter oft abgeschaltet – und schon ist es passiert“, sagte der Verkehrswacht-Chef. Wer solche Technik abklemme, müsse bestraft werden.

Marion Kaufmann

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