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Thälmann-Gedenkstätte: Erinnerung mit roten Fahnen

Das Denkmal existiert nicht mehr - dennoch kamen am Sonntag zahlreiche Berliner an den Ort der einstigen Thälmann-Gedenkstätte, um Kränze und Blumen niederzulegen.

Königs Wusterhausen - Die Rituale stimmten wieder: rote Fahnen und Nelken, blaue Hemden mit dem Emblem der aufgehenden Sonne am Ärmel und endlos scheinende Reden über Antikommunismus, Kriegstreiber und internationale Solidarität vor 300 vorwiegend älteren Zuhörern. Doch der diesjährige Gedenktag für den vor 66 Jahren im KZ Buchenwald ermordeten KPD-Führer Ernst Thälmann in Ziegenhals bei Königs Wusterhausen lief am Sonntag mit einer entscheidenden Veränderung ab. Es fehlte der Platz für die Kranzniederlegung; die Ernst-Thälmann-Gedenkstätte am Ufer der Dahme war im Mai abgerissen worden. Ein Maschendrahtzaun grenzt das Grundstück ein, auf dem der Eigentümer mehrere Häuser errichten will. „Das nehmen wir nicht hin und hissen keine weißen Flaggen“, gab sich der Chef des Freundeskreises der Thälmann-Gedenkstätte, Max Renkl, kämpferisch. „Wir wollen an diesem authentischen Ort wieder an die letzte Tagung des KPD-Zentralkomitees 1933 erinnern.“ Wie das geschehen soll, ließ er offen.

Vorerst sollen wenigstens auf einer Wanderausstellung das gerettete Inventar des ehemaligen Sporthauses gezeigt werden. Dafür wird jetzt erst einmal Geld gesammelt. Der Freundeskreis glaubt an einen Erfolg, weil in der DDR der Name Ziegenhals ein Begriff gewesen sei. „Hier wurden Hochzeiten und Brigadenachmittage gefeiert, Jugendweihen und Vereidigungen von Soldaten abgehalten und ausländische Delegationen begrüßt“, sagte Renkl, der selbst aus Bayern stammt. Allerdings war das jetzt abgerissene Sporthaus Ziegenhals längst nicht mehr jenes Gebäude, in das Thälmann, Pieck, Ulbricht und die anderen Funktionäre unter größter Geheimhaltung am 7. Februar 1933 gefahren waren. Der Bau musste 1953 abgerissen und neu gebaut werden. Schon seit 2003 waren die Türen verschlossen gewesen. Nur am Zaun steckende Nelken erinnerten nach der Veranstaltung noch an die Geschichte des Ortes.

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