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Blaszkiewitz

© dpa

Tierhaltung: Förderverein kehrt Zoo-Chef den Rücken

Der Verein der Freunde und Förderer des Zoos entzieht dem umstrittenen Direktor Bernhard Blaszkiewitz die Unterstützung. Dessen Ausführungen zur Tötung von verwilderten Kätzchen seien "widerlich", meint Vereinsvorsitzender Brückner - und legt Blaszkiewitz den Rücktritt nahe.

Bernhard Blaszkiewitz gerät wegen Tierzucht und -haltung in den Berliner Einrichtungen immer mehr in Bedrängnis. Nun hagelt es auch Vorwürfe vom Verein der Freunde und Förderer des Zoos, der sich bislang vor den umstrittenen Zoo-Chef gestellt hatte. Der Vorsitzende des Vereins, Jürgen Brückner, forderte indirekt sogar einen Rücktritt von Blaszkiewitz. Man müsse schon fragen, ob der Zoo-Chef "noch der richtige Mann für den Posten ist", erklärte Brückner. Zumindest müssten alle Vorfälle durch eine unabhängige Kommission geklärt werden, um dem Zoo einen Imageschaden zu ersparen.

Zoo-Chef Blaszkiewitz war in die Kritik geraten, nachdem die Tötung von vier verwilderten Kätzchen im Tierpark im Jahr 1991 bekannt geworden war. Blaszkiewitz hatte die Tiere eigenhändig umgebracht ("artgerechter Genickbruch") und nach Ostern in Berliner Medien davon berichtet. Die Tötung sei nötig gewesen, um Menschen und Tiere vor Krankheiten zu schützen, argumentierte der Zoo-Chef. Jürgen Brückner von den Freunden und Förderern des Zoos nannte Blaszkiewitz' Verhalten in diesem Zusammenhang "eine unappetitliche Sache mit widerlichen Einzelheiten". Und weiter: "So etwas macht ein Zoo-Direktor nicht".

Unabhängige Kommission soll Vorwürfe klären

Zudem bestätigte Brückner einen Bericht der "Berliner Zeitung", wonach immer mehr Mitglieder "Entsetzen und Abscheu" über die Vorgänge geäußert hätten. Auch im Zusammenhang mit Vorwürfen zu angeblichen Missständen in der Tierzucht und -haltung sei es nun am Aufsichtsrat, dafür zu sorgen, dass "alle Fakten klar auf den Tisch kommen", so Brückner. Andernfalls könnte die Bereitschaft der Zoo-Besucher und Zoo-Freunde sinken, für die Einrichtungen zu spenden.

Die Fördergemeinschaft von Tierpark und Zoo steht dagegen weiter hinter Zoo-Direktor Blaszkiewitz. Deren Vorsitzender, Thomas Ziolko, sagte: "Es ist bedauerlich, welches Ausmaß an Unsachlichkeit die Kritik in den letzten Wochen angenommen hatte." Einen Rücktritt von Zoo-Direktor Blaszkiewitz lehnte er wegen dessen Verdiensten ausdrücklich ab. Zum Fall der getöteten Kätzchen erklärte Zolko, er sei sich sicher, dass "Blaszkiewitz diesen Vorgang heute bedauert".

Tiger als Potenzmittel nach China verkauft?

Bereits vor Ostern hatte die Grünen-Abgeordnete Claudia Hämmerling Strafanzeige wegen vielfacher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz erstattet. Sie beklagt das angebliche Verschwinden von hunderten Tieren aus dem Tierpark in Friedrichsfelde und dem Zoo im Westen der Stadt. Ungeklärt ist demnach der Verbleib einer vierköpfigen Kragenbärenfamilie und zahlreicher Tiger, die nach China geliefert worden sein sollen, wo sie angeblich zu Potenzmitteln verarbeitet wurden. Die Staatsanwaltschaft prüft nun einen Anfangsverdacht.

Zudem droht Blaszkiewitz eine Vorladung vor den Ausschuss für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz am 14. April. Auf Antrag der Grünen wurde ein entsprechender Beschluss gefasst. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Michael Schäfer sagte laut einer Mitteilung, der Senat müsse Schaden von Zoo und Tierpark abwenden und auf schnelle und umfassende Aufklärung der Vorwürfe drängen.

Jörg Vogler

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