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Provokation oder Idylle? Dem Berliner Hund hier scheint der Café-Besuch zu gefallen.

© Britta Pedersen / dpa

Tierische Grenzüberschreitung: Hunde haben im Café und beim Bäcker nichts zu suchen

Sie hecheln um Cafétische, beschnüffeln die Auslage beim Bäcker. Doch Restaurants sind keine Orte für Tiere. Ein persönliches Plädoyer für mehr Hundschutz.

Ein kurzer Cafébesuch vor Beginn der Arbeit, zur Zeitungslektüre gibt’s einen Kaffee und ein Croissant. Da bemerke ich rechts unten ein neugieriges Augenpaar in Höhe des niedrigen Cafétisches, das mein Croissant fixiert.

Es gehört einem Collie-Mischling, der sich jetzt neugierig nähert. Erst kurz bevor er das Objekt seiner Begierde erreicht hat, zieht sein Frauchen ihn an der Leine zurück.

Wir sind hier doch nicht in der Tierfutterhandlung

Bei einem anderen Cafébesuch vor nicht allzu langer Zeit war ein anderer Hund nicht einmal angeleint und versuchte sich angesichts des offenbar auch für ihn lecker aussehenden Essens auf meinem Teller bei mir einzuschleimen – was dank seiner Sabberschnauze wörtlich zu verstehen ist.

Was er damit an jenem Morgen vorher schon alles beschnüffelt und abgeleckt hat, bevor er sie mir fast auf den Schoß legte, möchte ich mir gar nicht ausmalen.

Ich mag Hunde, darum geht es hier nicht. Es sind tolle Tiere, die zu Recht einen wichtigen Platz im Leben vieler Menschen einnehmen. Und wenn ich mein Frühstück in einer Tierfutterhandlung, beim Veterinär oder auf einer Bank am Rande einer Hundeauslaufwiese einnähme, würde ich klaglos akzeptieren, dass sich mir hin und wieder eine kalte Schnauze nähert und um einen Happen bettelt.

Aber Cafés, Bäckereien und Restaurants sind keine Einrichtung für Tiere, sondern - Ausnahmen bestätigen die Regel - für Menschen. Diese Sicht der Dinge scheint sich allerdings in jüngster Zeit zunehmend zu relativieren.

Wie sonst ist es zu erklären, dass man inzwischen alle paar Tage beim Einkaufen oder Konsumieren von Lebensmitteln Hunden begegnet, die an diesen Orten nichts verloren haben?

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Beim Bäcker stand neulich in der Warteschlange sogar jemand mit zwei Hunden, die neugierig um ihn herumwuselten und die Auslage mit Backwaren inspizierten. Von denen trennte sie zwar noch eine Glasscheibe, immerhin. Aber trotzdem kamen sie dem Tresen, auf dem kurz danach meine Brötchen liegen sollten, auf eine Weise nahe, die nicht nur unappetitlich ist.

Es ist auch nicht erlaubt. Die Europäische Verordnung über Lebensmittelhygiene, die auch in Berlin gilt, besagt: „Grundsätzlich müssen Lebensmittelunternehmer vermeiden, dass Haustiere Zugang zu den Räumen haben, in denen Lebensmittel zubereitet, behandelt oder gelagert werden.“ Klare Ansage, oder?

Vielen Hundehaltern und offenbar auch immer mehr Geschäftsbetreibern scheint das egal zu sein. Aber was spricht denn dagegen, den vierbeinigen Freund kurz mal draußen anzuleinen, wenn man einen solchen nur für Menschen gedachten Ort betritt? Dass er möglicherweise jault und bettelt, mit reingenommen zu werden?

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Das dürfte mit ein bisschen Erziehung eigentlich zu regeln sein. Dem steht möglicherweise die Berliner Laissez-faire-Philosophie entgegen, die Ignoranz und fehlende Empathie gerne mit freiheitlichem, selbstbestimmtem Handeln verwechselt.

Dass zum Besuch in Cafés, Bäckereien und Restaurants der Mundschutz gehört, hat sich inzwischen als Erkenntnis durchgesetzt. Da dürfte es nicht zu viel verlangt sein, jetzt auch ein bisschen mehr Hundschutz einzufordern.

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