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Teilt nicht die Meinung der Massen: Zoodirektor Bernhard Blaszkiewitz war auch kein Fan des Eisbären Knut, auch wenn er hier eine Knut-Gedenkmünze betrachtet.

© dpa

Tiertransporte vom Berliner Zoo: Wo sind all die Vögel hin?

Zoo-Insider berichten von stark gestiegenen Tiertransporten, oft nach Osteuropa. Sie verdächtigen Noch-Chef Blaszkiewitz, seinem Nachfolger einen Scherbenhaufen hinterlassen zu wollen. Er selbst dementiert und spricht von normalen Transporten.

Von Fatina Keilani

Erst kam diese seltsame Geschichte mit den Wellensittichen, doch dabei blieb es nicht. Bernhard Blaszkiewitz, derzeit noch Chef von Zoo und Tierpark und gefühlter Alleinherrscher auf Abruf, lässt offenbar derzeit Tiere in größeren Mengen aus Zoo und Tierpark transportieren – gerne nach Osteuropa. Das berichten mehrere Mitarbeiter und Beobachter. Sie vermuten, Blaszkiewitz arbeite gezielt daran, seinem Nachfolger Andreas Knieriem Probleme zu hinterlassen. Der Chef selbst wollte gegenüber dem Tagesspiegel zu diesen Vorwürfen nicht Stellung nehmen, ließ aber seine Sprecherin Claudia Bienek ausrichten, Tiertransporte seien eine alltägliche Sache und ganz normal. Ob deren Zahl in den vergangenen Wochen stark gestiegen sei, wurde nicht kommentiert. „Es gibt eine Reihe von Leuten, die Doktor Blaszkiewitz eine ganze Menge zutrauen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende des Zoos, Peter Stanke, dazu sibyllinisch.

Bloß ins Winterquartier?

Zoo-Mitarbeiter berichten indes allein von 300 Wasservögeln, die abtransportiert worden seien, und zwar die schönsten und seltensten Exemplare. Eine Zoo-Jahreskartenbesitzerin sagt, sie habe nachgefragt, wo die Tiere seien, doch da komme jetzt immer die Antwort, sie seien im Winterquartier. Das könne niemand überprüfen.

Vorige Woche sollte eine Elen-Antilope mit weiteren Tieren nach Bulgarien transportiert werden, allerdings war sie hochträchtig. Als der zuständige Amtstierarzt Ulrich Lindemann die Transportgenehmigung habe fertig machen wollen, sei herausgekommen, dass das Tier trächtig sei, berichtet ein Mitarbeiter. Der Tierarzt untersagte den Transport. „Das Tier hätte die weite Reise nicht überlebt“, sagt der Mitarbeiter. Hierzu befragt, bestätigte Blaszkiewitz, dass es diesen Transport geben sollte, verneinte aber eine Trächtigkeit des Tiers.

„Es gibt seit Wochen Tiertransporte aus dem Zoo, immer morgens, bevor der Zoo öffnet“, sagt ein Insider. Meist würden die Tiere erst mal vom Zoo zum Tierpark nach Friedrichsfelde gebracht, von dort gehe es dann weiter. Einige Tiere würden auch gezielt an einen bekannten Händler verkauft. Die Grünen-Politikerin Claudia Hämmerling ist alarmiert. „Die Amtstierärzte von Mitte schauen genau hin und machen bei Bedarf auch Ärger“, sagt Hämmerling. „Die in Lichtenberg stehen im Ruf, alles durchzuwinken.“ Da für die Ausfuhr von Tieren Transportgenehmigungen nötig seien, bekomme Blaszkiewitz diese problemloser, wenn der Transport ab Friedrichsfelde starte. Der dort zuständige Amtstierarzt war am Mittwoch nicht zu erreichen.

Wellensittiche als Futter

Wer sich im Zoo-Milieu umhört, bekommt schnell einen Eindruck von dem Geflecht an Loyalitäten, das dort herrscht. Neben kritischen Mitarbeitern und Pflegern gibt es eine Reihe treuer Blaszkiewitz-Helfer, die dessen Entscheidungen umsetzen und keine Fragen stellen. So war es offenbar auch mit den Wellensittichen. Dem Vernehmen nach sollten 24 der Vögel getötet und verfüttert werden. Der zuständige Amtstierarzt Ulrich Lindemann war angesichts der leeren Voliere stutzig geworden und hatte nachgefragt. Ein Mitarbeiter erzählte ihm dann von dem Plan. Lindemann, der am Mittwoch telefonisch nicht für eine Darstellung zu erreichen war, konnte die Tötung verhindern. „Die Wellensittiche sind jetzt im Tierpark“, ließ Blaszkiewitz seine Sprecherin ausrichten. Das sei ein normaler Vorgang. Sie seien auch nicht zur Verfütterung bestimmt gewesen.

Den Vorgang mit den Wellensittichen bestätigt auch der Betriebsratsvorsitzende des Zoos, Peter Stanke: „Ja, die sollten hier verschwinden, auf welche Weise auch immer.“ Der Amtstierarzt habe durchgedrückt, dass sie nicht getötet wurden. Der Wellensittich sei aber kein Wildtier und dürfe durchaus zu Fütterungszwecken getötet werden, so Stanke: „Allerdings nur, wenn dafür eine Notwendigkeit vorliegt.“ Ein Zoo-Insider hält es sogar für denkbar, dass die Vögel trotzdem verfüttert wurden. In der Voliere im Tierpark flögen 300 Tiere herum, die könne niemand zählen, und wenn der Chef etwas beschließe, setze er es meistens auch um.

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