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Nach einem Vergaserbrand des Benzinmotors stand die "Heimatland" (hier das zerstörte Schiff) sofort in Flammen

© RBB

Tod auf der Spree: Die Katastrophe auf der "Heimatland"

Vor 65 Jahren explodierte im Treptower Hafen ein mit Schulkindern vollbesetztes Ausflugsschiff.

Schon am Vortag des Unglücks hatten sich Kinder beschwert. Auf dem Schiff stinke es nach Benzin, mit dem wollten sie nicht mehr fahren – ein Protest, der ihnen das Leben rettete. Eine andere Klasse wurde daher am Morgen des 5. Juli 1951 auf die „Heimatland“ geschickt und gehörte nun zu den 127 überwiegend blutjungen Passagieren des Ausflugsdampfers, sechs- bis neunjährige Volksschulkinder aus Prenzlauer Berg, die im Rahmen der Ost-Berliner Ferienspiele vom Treptower Hafen zur Ferienfreizeit in Hessenwinkel schippern wollten.

Man hatte kaum abgelegt, als plötzlich eine Stichflamme hochschoss und eine Explosion das Schiff erschütterte. Binnen Sekunden war es in Flammen gehüllt, denen die Kinder verzweifelt zu entkommen suchten. Viele konnten nicht schwimmen, manche sprangen trotzdem über Bord und ertranken. Insgesamt 30 Menschen, davon 28 Kinder, starben an diesem Sommertag, etwa die doppelte Zahl erlitt zum Teil schwerste Verletzungen.

Am frühen Dienstagnachmittag, 65 Jahre nach der Katastrophe, wurde vor dem Gedenkstein an der Treptower Uferpromenade der Opfer gedacht, in Anwesenheit von Bezirksbürgermeister Oliver Igel und BVV-Vorsteher Peter Groos. Anschließend wurde der Parkweg am nahen S-Bahnhof nach Bernhard Langwaldt benannt, dem Kapitän einen anderen Ausflugsschiffes, der der „Heimatland“ als einer der ersten zu Hilfe eilte und viele Kinder retten konnte.

Am Treptower Hafen erinnert ein Gedenkstein an die Brandkatastrophe auf dem Ausflugsschiff „Heimatland“ vom 5. Juli 1951.

© picture alliance / ZB

Die Ursache des Unglücks konnte damals rasch aufgeklärt werden. Die „Heimatland“ gehörte ihrem Kapitän Erich Weise, fuhr aber im Auftrag der Deutschen Schiff- und Umschlagzentrale (DSU), einer staatlichen DDR-Reederei. Der Dieselmotor war wenige Tage zuvor kaputtgegangen, gleichen Ersatz gab es nicht, und so baute Weise auf Drängen der DSU und weil er die Charterfahrten auch brauchte, einen alten Benzinmotor ein. Das war, verglichen mit einem Dieselantrieb, brandgefährlich, auch unterliefen beim Einbau Fehler, und er wurde auch nicht technisch abgenommen. Und so entstand eben an dem Unglückstag knapp zehn Minuten nach dem Ablegen ein Vergaserbrand. In der Folge explodierte der 400 Liter fassende Tank, dessen brennender Inhalt sich über das Schiffsinnere ergoss.

Der Kapitän der „Heimatland“ wurde in Ost-Berlin zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt, aber vorzeitig entlassen und siedelte nach West-Berlin über. Einige der Opfer wurden in einem Gemeinschaftsgrab auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde begraben, dort erinnern Gedenktafeln auch an die anderen Toten. Der Gedenkstein am Treptower Hafen wurde 2005 aufgestellt.

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