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Berlin: Trauer um Brigitte Mira

Kondolenzbuch liegt im Roten Rathaus aus. Gottesdienst am Dienstag in der Gedächtniskirche

Das Publikum war ihr immer wichtig – und sie ihrem Publikum. Nach dem Tod der 94jährigen Volksschauspielerin Brigitte Mira kondolierten gestern unzählige Fans – unter ihnen auch Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzler Gerhard Schröder und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit. Sie würdigten die „phänomenale“ Darstellerin und die Persönlichkeit „mit Herz und Schnauze“. Wowereit war der Erste, der sich am Mittwoch Nachmittag in das Kondolenzbuch für die Schauspielerin eintrug, das im Foyer des Roten Rathauses ausliegt. Bis Anfang kommender Woche haben die Berliner Gelegenheit, sich montags bis freitags zwischen 9 und 18 Uhr in das Buch einzutragen. Berlin prüfe „wohlwollend“, ob die Stadt die Künstlerin mit einem Ehrengrab würdige, sagte der Regierende Bürgermeister.

Brigitte Mira wird am kommenden Dienstag auf dem Friedhof am Fürstenbrunner Weg in Charlottenburg im engsten Familienkreis beigesetzt. Die Berliner können sich am gleichen Tag bei einnem Gedenk-Gottesdienst um 12 Uhr in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche von der Schauspielerin verabschieden. Neben Wowereit werde die Filmproduzentin und Freundin von Brigitte Mira, Regina Ziegler, Gedenkworte sprechen, teilte das Bestattungsunternehmen Ahorn-Grieneisen mit.

„Die schönste Art zu sterben“, so hatte Brigitte Mira einst ihrem Arzt anvertraut, „wäre es, wenn ich auf der Bühne einfach umfallen würde.“ Dieser Wunsch wurde ihr nicht erfüllt. Am Dienstag starb die Volksschauspielerin wie berichtet im Zehlendorfer Helios-Klinikum Emil von Behring, wo sie lange in Behandlung war.

Claus-Dieter Schwigon, Chefarzt der dortigen I. Inneren Klinik, kannte sie seit zehn Jahren. Sechs Mal nahm er Brigitte Mira stationär auf, zwischendurch kam sie immer wieder zu ambulanten Behandlungen. Unter anderem litt sie unter heftigen Herzrhythmusstörungen. „Die Station wurde ihr zweites Zuhause“, sagt Schwigon. Bescheiden sei sie gewesen, nie habe sie einen Extrawunsch geäußert. „Wenn man ihr etwas Gutes tun wollte, dann musste man es schon von ihren Augen ablesen.“ Auch dann ging es nur um Kleinigkeiten, zum Beispiel um eine bestimmte Sorte Obstsaft.

Und mitfühlend war sie. Einmal schickte Brigitte Mira ihren schwer erkälteten Arzt nach Hause. „Jetzt legen Sie sich mal selbst ins Bett“, sagte sie. „So krank bin ich nicht, dass Sie sich deshalb in die Klinik schleppen müssten.“ Da war sie Ende 80.

Sie selbst blieb nicht gern lange im Bett. Als sie wieder einmal in die Klinik musste, obwohl sie am Abend ein Interview geben wollte, machte sie mächtig Druck – bis sie schließlich zu dem Gespräch durfte. Eigentlich hätten sie die Ärzte damals gerne drei Tage zur Erholung da behalten. „Hätten wir ihr das Interview verboten, wäre alles schlimmer geworden.“ Also haben die Ärzte sorgenvoll zugestimmt. „Sie war so glücklich danach“, sagt Schwigon.

Doch irgendwann hatte sie diese Wahl nicht mehr. So sei es seiner Patientin sehr schwer gefallen, im Bett zu bleiben, als sie eigentlich im „Jedermann“ auf der Bühne hätte stehen sollen, erzählt Schwigon. „Da war sie sehr niedergeschlagen.“ Sie habe gewusst, wie es um sie stehe. „Sie wollte immer die Wahrheit von mir hören – und ich habe sie ihr immer gesagt.“

Zum Ende habe sie ihren Frieden mit allen gemacht. „Ich bin doch Schauspielerin, was anderes habe ich nicht gelernt“, sagte sie. „Wenn das nicht mehr geht, dann ist es Zeit.“ ac/I.B./ddp

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