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Berlin: Trotz Dobli-Spiegel: Radlerin umgefahren

Niederländischer Lkw-Fahrer übersah 37-Jährige beim Rechtsabbiegen, obwohl er vierten Spiegel hatte

Genau dieser Fall hätte eigentlich gar nicht passieren dürfen: Am Montagmorgen ist um 8.10 Uhr am Kleistpark eine 37-jährige Radfahrerin von einem Sattelschlepper erfasst worden, der nach rechts abgebogen ist. Die Frau aus Steglitz wurde schwer verletzt mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus gebracht. Unfälle dieser Art gab es in der Vergangenheit viele. Und sie wurden alle begleitet von der Forderung nach mehr Außenspiegeln an den Lastwagen. Nur: Dieser Sattelschlepper kam aus den Niederlanden, er war also mit dem hierzulande als vorbildlich empfundenen so genannten Dobli-Spiegel ausgestattet. Diese Spiegel verkleinern den toten Winkel, in dem die Lkw-Fahrer nichts sehen können, von 38 auf vier Grad. Diese Zahlen stammen vom Fahrradclub ADFC, der seit langem die Einführung dieses vierten Sonderspiegels fordert. In den Niederlanden sank die Zahl der tödlichen und schweren Verletzungen bei Radfahrern in diesem Jahr um 42 Prozent, heißt es beim ADFC.

Wieso es gestern zu dem schlimmen Unfall kommen konnte, ist völlig unklar. „Die Fahrer müssen auch in die Spiegel gucken“, sagte eine Polizistin.

In diesem Jahr starben 40 Menschen im Straßenverkehr, darunter acht Radfahrer. Zuletzt war am Sonnabendmorgen ein 38-Jähriger in Friedrichshagen von einer Straßenbahn überfahren und getötet worden – ein eher untypischer Unfall, da der Rennradler sich zuvor in den Schienen der Straßenbahn verhakt hatte. Häufigste Unfallursache sind rechts abbiegende Lastwagen. So starben am 23. März gleich zwei Radfahrer durch Rechtsabbieger, der neunjährige Dersu an der Bismarckstraße, und ein 59-Jähriger in Tempelhof. Nach diesen beiden Unfällen hatte eine breite politische Diskussion um bessere Rückspiegel an Lastwagen begonnen Wie berichtet, will das Verkehrsministerium auf Druck der Öffentlichkeit jetzt die EU-Richtlinie, nach der Spiegel gegen den toten Winkel ab 2007 Pflicht sind, auf 2005 vorziehen. Zudem werden die Spiegel nicht nur – wie es die EU vorsieht – für Neufahrzeuge ab 7,5 Tonnen obligatorisch, sondern bereits ab 3,5 Tonnen.

Ausländer fallen in der Statistik kaum als Unfallverursacher auf. Im Jahr 2003 waren 292 von 13028 aus dem Ausland.

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