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Ein Gaslaterne in Berlin brennt auch tagsüber.

© imago/Schöning

Trotz Gasknappheit: In Berlin brennen 1400 Laternen auch tagsüber

Weil die Stadt sie nicht abschalten kann, brennen Hunderte Gaslaternen Tag und Nacht. Der Umstieg auf LED-Leuchten stockt.

Gas zu sparen, ist angesichts steigender Preise und der unsicheren Versorgungslage in den kommenden Monaten das Gebot der Stunde. Dennoch brennen in Berlin Hunderte Gaslaternen auch tagsüber, weil die Stadt sie nicht abschalten kann. Bei etwa 1400 Gaslaternen ist aktuell der Schaltmechanismus nicht in Betrieb, teilte die Senatsumweltverwaltung auf Anfrage des Abgeordneten Christian Hochgrebe (SPD) mit.

Zwar ließe sich das Licht löschen. Dann würden die Leuchten jedoch auch nachts dunkel bleiben. Nur mit Dauerleuchten könne „die gesetzlich vorgeschriebene Beleuchtung der Straße nach dem Berliner Straßengesetz in den Nachtstunden sichergestellt werden“, erklärt die Umweltverwaltung – Gasknappheit hin oder her.

Dass die defekten Leuchten nicht schneller verschwinden, liege an mangelnden Werkstattkapazitäten, die „für diese veraltete Technik nicht ausreichend“ vorhanden sei. Auch die Materialbeschaffung gestalte sich „seit Jahren schwierig“. Die Instandsetzung aller derzeit dauerbrennenden Leuchten werde daher „mehrere Monate in Anspruch nehmen“, teilt das Haus von Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) mit.

Von den einst 44.000 Gaslaternen in Berlin sind bislang 20.800 auf Strombetrieb umgestellt. In 12.500 Anlagen davon brennen bereits LED. Mit den verbliebenen 23.400 Gaslaternen verursacht das Land derzeit rund 20.000 Tonnen CO2 im Jahr. Die Kosten für das Gas belaufen sich jährlich auf 4,5 Millionen Euro.

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Auch deshalb sollen die Laternen „sukzessive“ durch LED-Leuchten ersetzt werden, betont die Senatsverwaltung. Derzeit könnten jährlich etwa 1500 bis 2000 Stück umgerüstet werden. Doch ausgerechnet jetzt stockt das seit Jahren laufende Projekt.

An vielen Orten in Berlin verzögert sich der Umstieg

Wegen Preissteigerungen bei „begrenzt verfügbaren Haushaltsmitteln“ würde „das Modernisierungsprogramm angepasst und diverse Vorhaben zur Erneuerung der Beleuchtungsanlagen verschoben werden müssen“, teilt die Senatsumweltverwaltung auf eine Anfrage des Abgeordneten Jan Lehmann (SPD) mit. An vielen Orten in der Stadt verzögert sich damit der nötige Umstieg.

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Seit 2014 beschafft das Land Berlin im Zuge von Ausschreibungen neue Leuchten. Zuletzt wurde laut Umweltverwaltung 2021 ein Vertrag mit Aufwendungen von rund 2000 Euro brutto für das Material sowie Arbeitskosten für Montage und Netzanschluss von je 3500 Euro je Standort geschlossen. Doch nun galoppieren die Preise davon. „Es ist davon auszugehen, dass infolge der global gestörten Lieferketten diese Preise in den kommenden Ausschreibungen nicht mehr erzielt werden können.“

Erwartet würden Preissteigerungen von 40 bis 60 Prozent – ohne dass dies im neuen Haushalt ausreichend berücksichtigt wäre. Entsprechend weniger Leuchten können umgerüstet werden. Und noch etwas hemmt den Umstieg auf LED-Technik: Bei einigen Komponenten seien die Lieferzeiten aktuell „extrem verzögert“, teilt Jaraschs Haus mit. Insbesondere Funkrundsteuergeräte und Lichtmasten seien derzeit schwer zu bekommen – und bremsen das Programm zusätzlich.

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