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Berlin: Trotz Rückschlägen strahlen die Betreiber des Gewerbeparkes an der ehemaligen Grenzübergangsstelle Optimismus aus

Skater fahren auf den glatten Wegen um die Wette, Wanderer rasten auf einer bequemen Bank mit Blick auf den künstlich angelegten Teich und Spaziergänger drehen ihre Runden durchs grüne Revier: Der Europarc auf dem Gelände der früheren Grenzübergangsstelle Drewitz/Dreilinden an der südwestlichen Berliner Stadtgrenze besitzt aus gutem Grund den Ruf eines Geheimtipps. Denn hinter dem Wall der verlängerten Avus-Autobahn ist für die Bewohner des Berliner Südwestens und der Region zwischen Kleinmachnow und Potsdam ein neues Ausflugsziel entstanden.

Skater fahren auf den glatten Wegen um die Wette, Wanderer rasten auf einer bequemen Bank mit Blick auf den künstlich angelegten Teich und Spaziergänger drehen ihre Runden durchs grüne Revier: Der Europarc auf dem Gelände der früheren Grenzübergangsstelle Drewitz/Dreilinden an der südwestlichen Berliner Stadtgrenze besitzt aus gutem Grund den Ruf eines Geheimtipps. Denn hinter dem Wall der verlängerten Avus-Autobahn ist für die Bewohner des Berliner Südwestens und der Region zwischen Kleinmachnow und Potsdam ein neues Ausflugsziel entstanden. Erst auf den zweiten Blick wird die eigentliche Bestimmung des Geländes sichtbar: Im Süden stehen mehrere Gebäude des sich langsam entwickelnden Gewerbegebietes. Auch am östlichen Rand werden Flächen für Hochbauten vorbereitet.

Es ist schon erstaunlich, mit welcher Gelassenheit die Entwicklung des 45 Hektar großen Geländes an diesem lukrativen Ort seit 1997 vorangetrieben wird. Denn von den möglichen 25,5 Hektar, die mit Gebäuden bebaut werden können, sind erst ganze zwei Hektar belegt. 32 Unternehmen mit 330 Mitarbeitern vermerkt die Firmenliste. In diesem Jahr kommen 15 000 Quadratmeter dazu. Anderenorts würden schon längst die Alarmglocken schrillen oder die Pleitegeier kreisen. Doch der Eigentümer in Dreilinden besitzt offenbar einen erstaunlich langen Atem. Es ist die Gruppe Société Générale, Frankreichs zweitgrößte Privatbank. Der 62-jährige Chef der dortigen Immobilienabteilung, Lucien Triponel, mahnt zur Geduld. Ein schöner Gewerbepark, der das Wort vom Park wirklich verdiene, brauche Zeit. Man suche sich eben Unternehmen aus, die auf diesen Standort passen. Ganz wichtig sei der Teich als Begegnungsort der Mitarbeiter in der Pause, sagt Triponel, der viele Verhandlungen mit Interessenten selbst führt. 2007, so lautet die jüngste Zielstellung, soll der Gewerbepark gefüllt sein.

Bis dahin wird sicher der bislang größte Rückschlag verkraftet sein. Denn ursprünglich sollte eigentlich schon längst das "Familien-Freizeit-Center der Extraklasse", wie es in einem drei Jahre alten Prospekt heißt, im Bau sein. Der britische Projektentwickler Tudor House Investment wollte unmittelbar am alten Kommandantenturm der Grenztruppen für 80 Millionen Mark ein Multiplexkino mit zwölf Sälen, einem Bowlingcenter und Restaurants bauen. Mit dem amerikanischen Unterhaltungsprofi Time Warner war ein passender Betreiber gefunden worden. Doch die Stadt Potsdam klagte 1997 gegen die vom zuständigen Landkreis Potsdam-Mittelmark ausgesprochene Baugenehmigung für das "Warner-Village" getaufte Vorhaben mit 300 versprochenen Arbeitsplätzen. Ein Kino auf der grünen Wiese würde Publikum aus der Potsdamer Innenstadt abziehen. Außerdem, so hieß es in der Klageschrift, sei die Baugenehmigung nur für ein Freizeitcenter und kein Kino erteilt worden.

Die Europarc Dreilinden GmbH argumentierte zwar, dass so ein Kino vor allem auf den Südwesten Berlins und Kleinmachnow ausgerichtet sei. Doch die britischen und amerikanischen Investoren wollten offenbar nicht auf eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtes Potsdam warten und zogen sich zurück. Nun gehört das Gelände rund um den beschmierten, aber nun wenigstens vor dem weiteren Verfall gesicherten, Kommandantenturm wieder der Europarc-Gesellschaft. Dessen Zukunft ist ungewiss. Naheliegend wäre sicher die Unterbringung der zum zehnten Jahrestag des Mauerfalls kurzzeitig gezeigten Ausstellung über das geschichtsträchtige Gelände. Doch eine Entscheidung steht noch aus.

"Nach dem Rückzug von Tudor House Investment brach bei uns keine Panik aus", sagt Marketingleiterin Anne-Kathrin Kaellner. "Wir konzentrieren uns zunächst auf die unmittelbaren Geschäfte." Dazu gehöre der Bau eines Ibis-Hotels mit 84 Zimmern bis zum Sommer und eines Gewerbehofes für mittelständische Unternehmen.

Obwohl ein Einzelhandel im großen Stil in Dreilinden nicht vorgesehen ist, gibt es zumindest zwei Adressen mit starkem Publikumsverkehr: Ein Harley-Davidson-Center und das Reitsportzentrum Hippodrom. Weitere Anbieter aus der Freizeitbranche, beispielsweise aus dem Golf- oder Wassersportsektor, hätten hier durchaus ihre Chancen. Spätestens ab 2006 könnten Kunden dann auch mit der Eisenbahn direkt zum Europarc fahren. Denn bis dahin soll die alte Stammbahn von Potsdam über Griebnitzsee, Kleinmachnow-Düppel, Zehlendorf bis zum Potsdamer Platz und zum Lehrter Bahnhof wieder aufgebaut sein. Sie entstand 1838 als erste preußische Eisenbahn. Mit der Sprengung der Brücke über den Teltowkanal im April 1945 war die Verbindung nach Potsdam unterbrochen. Nur zwischen Zehlendorf und Düppel verkehrten bis 1980 noch S-Bahn-Züge.

Auf der wiederaufgebauten Linie ist ein Halt am Rande des Gewerbeparks vorgesehen. "Vielleicht schaffen wir den Wiederaufbau auch schon früher", sagt Peter Debuschewitz, Konzernbeauftragter der Bahn für Berlin. "Den ersten Bauabschnitt zwischen Griebnitzsee und Zehlendorf wollen wir schon in fünf Jahren eröffnen." Ursprünglich hatte die Europarc-Gesellschaft mit einem durchgehenden Bahnverkehr bereits ab 2004 gerechnet. Die neue Station wäre in jedem Fall ganz nebenbei auch ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen durch den Wald mit einem Abstecher zum künstlichen See.

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