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Berlin: Trotz "Ungereimtheiten" bei der Ausbildung soll am Projekt gegen den plötzlichen Herztod festgehalten werden

Die Berliner Feuerwehr will die Erstbehandlung von Patienten mit Herzstillstand durch Rettungswagenbesatzungen auch künftig gewährleisten. An eine Beendigung der Frühdefibrillation sei "selbstverständlich nicht gedacht", betonte gestern die Landesbranddirektion.

Die Berliner Feuerwehr will die Erstbehandlung von Patienten mit Herzstillstand durch Rettungswagenbesatzungen auch künftig gewährleisten. An eine Beendigung der Frühdefibrillation sei "selbstverständlich nicht gedacht", betonte gestern die Landesbranddirektion. Wie berichtet, droht dem für andere Städte richtungsweisenden Projekt in Berlin wegen Engpässen bei den notwendigen Nachschulungen der Rettungskräfte die Einstellung.

Die Feuerwehrführung räumte ein, dass die Umstellung auf ein zentralisiertes Fortbildungskonzept "von einigen Ungereimtheiten" begleitet war. Diese hätten jedoch weitgehend abgestellt werden können. Seit Jahresbeginn seien 380 Mitarbeiter nachgeschult worden. Der Einsatz der Notärzte zu den Fortbildungen, Nachbesprechungen und zur Betreuung des Feuerwehrpersonals sei schwieriger geworden, da im Zuge der Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen auch Kosten an den Krankenhäusern mit Notarztwagenstützpunkt gekürzt wurden.

Morgen findet bei der Feuerwehr ein Krisengespräch mit Notärzten statt, die gedroht haben, den Einsatz des lebensrettenden Stromstoßgerätes durch Rettungsbevollmächtigte im Rahmen der "Delegation ärztlicher Maßnahmen" aufgrund des desolaten Ausbildungsstandes nicht länger zu legalisieren. Die Gewerkschaft der Polizei kritisiert die Rechtsunsicherheit für Feuerwehrleute, deren Defibrillator-Lizenzen in vielen Fällen bereits abgelaufen sind.

Die frühzeitige Defibrillation bietet Patienten verdoppelte Überlebenschancen und gewinnt weltweit zunehmende Bedeutung bei der Bekämpfung des plötzlichen Herztodes. Zahlreiche Fluggesellschaften führen vereinfachte Geräte bereits für Notfälle an Bord mit und haben die Kabinenbesatzungen entsprechend schulen lassen, auch Berliner Firmen bieten Kurse für Laien und Profis.

Inzwischen wurde aus Kreisen der Berliner Feuerwehr weitere Kritik an der Ausbildungsqualität des Rettungsdienstes laut. Im Gegensatz zum bundesweiten Standard ist der Chef einer Rettungswagen-Besatzung hier häufig kein Rettungssanitäter, statt dessen kommen Rettungsassistenten mit wesentlich verkürzter Ausbildung zum Einsatz: ein noch bestehender Kompromiss aus der Zeit der Integration der Ost-Berliner Feuerwehr, zu deren Aufgaben kein Rettungsdienst gehörte. Wegen dieser Trainingsdefizite sei in Berlin der Begriff des "Rettungsverantwortlichen" geprägt worden, der den Ausbildungsstand offen läßt.

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